Aus dunkler Erinnerung

Asal lud mich unlängst ein, in den Reigen der Beichten und Geständnisse einzutreten. Bisher habe ich ein einziges Stöckchen aufgenommen – und dabei will ich es auch belassen. Dennoch möchte ich die gute asal nicht einfach so rüde abweisen, das hätte sie nicht verdient. Allerdings: Aus sieben mache ich eins, und aus dem Stöckchen einen groben Knüppel, eine Keule gar.

Nicht nur, weil aus der Blog-Nachbarschaft so charmant gefragt wurde, sondern auch, weil ich heute Abend ins Kino gehe kam mir ein älterer Blogtext in Erinnerung. Ich werde mir den Lichtenhagen-Film anschauen. („Gehen wir in den Lichtenhagen-Film?“ fragte ich. „Ja, hab ich auch schon von gehört, unbedingt. Wie hiess der doch gleich?“ sagte sie. „Keine Ahnung, war zu lang, der Titel.“)

Ursprünglich veröffentlichte ich den folgenden Text am 16. Dezember 2011, einen guten Monat nach der NSU-Enttarnung. Ausser einigen kosmetischen Korrekturen belasse ich ihn so, wie er war, inklusive der Updates am Ende. Der Trailer zu „Wir sind jung, wir sind stark“ – so heisst der Film – ist durchaus sehenswert (zum Film kann ich noch nichts sagen, Kritiken lese ich mir besser erst danach durch), als Prolog und Einführung eignet sich diese Dokumentation aber weit besser [Triggerwarnung: starker Tobak voraus, sowohl im Video als auch im Text]

Ich bin Mitte der 1990er Jahre aus der nordostdeutschen Provinz nach Berlin gezogen. Eigene Wohnung, eigenes Leben, vibrierende, unfertige Grossstadt – das bedeutete für mich hauptsächlich eins: Freiheit. Vor allem auch die Freiheit, nachts nach einem Kneipenbesuch alleine sicher nach Hause torkeln zu können, ohne sich ständig panisch umzuschauen und bei entgegenkommenden Menschengruppen auf die andere Strassenseite oder in irgendwelche dunklen Seitengassen ausweichen zu müssen. Klar, auch in Berlin gab es damals Nazis, und wirklich sicher ist man nie, aber im Gegensatz zum heutigen Berlin waren die faschistischen Schläger noch weniger sichtbar – und nach Hellersdorf, Marzahn und Hohenschönhausen fuhr man einfach nicht.

In Stralsund war das anders. Die Stadt ist nicht sehr gross, man läuft sich dort zwangsläufig über den Weg. Für langhaarige Nachwuchslinke gab es zwar zwei, drei sichere Kneipen, aber spätestens der Heimweg war niemals sicher. Nicht selten kam ich ausser Atem an der Haustür an.

Pöbeleien waren alltäglich, Brandanschläge auf “unsere” Hälfte des Jugendclubs auch nicht unüblich. (Die von den Plattenbaunazis genutzte andere Seite des Gebäudes – Oh gloriose Jugendarbeit der frühen 90er Jahre! – blieb meist unbeschadet.) Eine gewisse Zeit lang mussten wir uns auch immer mal wieder zusammenschlagen lassen – wir waren kein auf Krawall gebürsteter Schwarzer Block, unsere zahlenmässige und körperliche Unterlegenheit war uns sehr wohl bewusst. Wir provozierten lediglich mit dem “falschen” Aussehen und der “falschen” politischen Einstellung.

Bei einer der grösseren Schlägereien, zu der wir sowohl mehrere Unterstützer als auch die Polizei herbeitelefonieren konnten, kam von der zweiköpfigen Streifenwagenbesatzung nur das leidige und viel zu oft verwendete Argument “Ach, ihr haut euch doch bloss untereinander, bestimmt wegen irgendwelchen Frauengeschichten” – dann kurbelten sie schnell das Fenster hoch und machten sich aus dem Staub. Natürlich wussten sie, was los war.

Erst nachdem wir konsequent jeden Angriff zur Anzeige brachten und einige der Nazis dadurch ihre Bewährung aufs Spiel setzten, fand zumindest die physische Gewalt ein Ende.  Die Stadt war klein, wie gesagt, und die Schläger kannten wir teilweise seit Kindertagen.

***

Doch nicht nur das. Zur Wahrheit gehört auch, dass ich ein paar Jahre davor – ungefähr mit 13, 14 Jahren – selbst ein kleiner Nachwuchsnazi war. Vieles aus meiner Jugend konnte ich erfolgreich verdrängen, das allerdings nicht. Ich habe in dieser Zeit nie selbst Gewalt angewendet, soweit ich mich erinnere auch kein anderer von den Leuten, mit denen ich mich umgab. Eigentlich ging es nur ums Saufen, von zu Hause wegsein, Störkraft und die Böhsen Onkelz hören und Leute schocken. Konkret handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem Mauerfall und Hoyerswerda, es war ein schleichender Prozess, den ich mir inzwischen ganz gut erklären kann.

Meine Eltern arbeiteten in den letzten Jahren der DDR für ein paar Jahre im Ausland. Ich war schulpflichtig und somit zu alt, um sie begleiten zu dürfen (so die offizielle Version der Unterpfand-Praxis) und lebte bei Verwandten in der Lausitz. Das hatte  viele  gute Seiten: Ich durfte die kompletten Großen Ferien in den sonnigen Süden, dort gab es Obst, von dem man in der DDR nicht mal träumte (Nektarinen!), Comics, Westautos und lauter bunte Fische, Seesterne und Seeigel beim Tauchen. Meine Eltern sah ich aber – soviel zu der nicht so sonnigen Seite – nur im Sommer und über Weihnachten, da hatten sie ein paar Wochen Heimaturlaub.

Als ich 1989 nach den Sommerferien wieder zurück kam, fing mein damaliger bester Freund, der zwei Jahre älter und unglaublich stark war, mit dem Deutschland-Gequatsche an. Sein Elternhaus war richtig zerrüttet, so dass er tun und lassen konnte, was er wollte, es kümmerte niemanden. Für mich war er eine Art grosser Bruder. Eigentlich war ich ein vorbildlich sozialistisch sozialisiertes DDR-Kind: stolzer Thälmannpionier, stellvertretener Gruppenratsvorsitzender, Wandzeitungsredakteur und Agitator, durchaus freudig der FDJ-Aufnahme im nächsten Jahr entgegenblickend. Faschismus – soviel war klar – gab es nur jenseits der Mauer, dort allerdings zuhauf.

Und auf einmal brach der Staat, den ich bis dahin dank kindlichen Glaubens, dank frühkindlicher Indoktrination trotz allem als meinen und vor allem als den besseren deutschen ansah, zusammen – und die Ehe meiner Eltern auseinander. Das einzige, was wir noch gemeinsam machten, war wieder zurück nach Stralsund zu ziehen, was für mich bedeutete, nicht nur meine Familie, sondern auch meine Freunde – speziell den einen – zu verlieren. Der dann übrigens nicht viel später mittels eines schicken Westautos sein Leben an einem Brandenburger Alleebaum verlor, wie einige andere meiner Mitschüler auch. All das führte zu einer veritablen Klatsche, von der ich immer noch ganz gut zehre. Damals versuchte ich wohl, irgendeine Stabilität dadurch zu gewinnen, dass ich mich an dem orientierte, was mir mein verlorener Freund mit auf den Weg gab. Ich suchte mir einen dementsprechenden neuen Freundeskreis, was zu dieser Zeit an diesem Ort im Übrigen auch nicht sehr schwer war.

Wie gesagt, es war ein schleichender Prozess: Zuerst ging es nur darum, möglichst viel Alkohol zu konsumieren, dann kamen die ersten Kassetten mit entsprechender Musik, wahrscheinlich von irgendwelchen großen Brüdern. Über diese Texte wurden Phrasen transportiert, die wir nachplapperten und uns wer weiss wie rebellisch fanden. Meine Mutter war verzweifelt, noch mehr als sowieso schon, ich beschränkte den Kontakt zu ihr auf ein Minimum und trieb mich rum.

Eines Tages brachte jemand DVU-Broschüren und diverse VHS-Bänder mit einschlägigen Inhalten mit. Zum Glück interessierte ich mich nicht sonderlich für Fussball, keiner von uns eigentlich, wenn ich mich recht erinnere. Ansonsten wären wir vermutlich sehr schnell bei den Hansa-Hools gelandet. Ein weiterer Glücksfall für mich war der Wechsel auf eine andere Schule, es gab jetzt schliesslich Gymnasien und keine Polytechnischen Oberschulen mehr, auf die alle bis zur zehnten Klasse gingen. So lernte ich neue Leute kennen, aber auch dort gab es durchaus eine weit verbreitete Aktzeptanz rechten Gedankenguts; Nazis waren Mainstream-Jugendkultur.

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Doch es gab dort auch einige wenige wunderbare Lehrer und ausserschulische Projekte. Ich setzte meine Wandzeitungsredakteurskarriere fort, jetzt bei der Schülerzeitung, die mit dem daranhängenden Verein bald mein zweites Zuhause wurde. Während sich einige meiner Freunde angesichts des in Hoyerswerda wütenden Mobs begeisterten, wurde mir übel. Schliesslich wohnte ich als kleines Kind zusammen mit meiner Mutter in einem Studentenwohnheim, und meine besten Freunde dort waren sehr nette afrikanische Freiheitskämpfer, die in der DDR Revolution studierten. Ausserdem – ich war inzwischen 14 – waren die Mädchen an dem Gymnasium, die mich interessierten, eher in der linken Ecke verortet. Sie gingen in der Pause immer in ein obskures Cafe mit lauter Punks und komischen Gerüchen.

Meine alten Freunde fingen an, sich die Köpfe zu rasieren und zu den ersten DVU-, REP- und FAP-Schulungsveranstaltungen zu fahren. Ich hingegen liess meine Haare wachsen, färbte die Springerstiefel blau, fuhr zu Jugendpresseseminaren und war kaum noch für die Nazis zu sprechen. Erst war es eine stille Abkehr, doch spätestens mit dem Pogrom von Lichtenhagen wurde ein offener Konflikt daraus, der sich dann über die Jahre fortsetzte.

Mittlerweile war ich 15 und an meiner Kinderzimmerwand hingen Edelweisspiraten-Poster. Ich hatte Glück gehabt und gerade nochmal so die Kurve gekriegt. Für einen Protest vor Ort hatten wir nicht den Mumm, während meine alten Freunde tatsächlich begeistert und durch intensive Schulung aufgeputscht dort hin fuhren und wer weiss was anstellten. Später erfuhr ich in Berlin aus erster Hand, was in und um die Plattenbauten passierte: Ein inzwischen guter Bekannter begleitete die Bewohner des Sonnenblumenhauses auf der Flucht vor den Flammen bis unters Dach in purer Todesangst. Ihm legte ich meine erste Beichte ab in meinem neuen Berliner Leben, nachdem sich mein umgedrehter Magen nach seinen Geschichten wieder beruhigt hatte.

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So war mein Wegzug auch eine Flucht. Sicher, in Stralsund hätte ich sowieso nicht studieren können, aber auch meine Besuche wurden immer seltener. Die meisten aus meinem Freundeskreis zogen genau wie ich nach Abitur und Zivildienst weg, wenn nicht Richtung Berlin, dann halt nach Hamburg oder richtig tief in den Westen. Kaum einer entschied sich für Rostock oder Greifswald, die Gründe lagen auf der Hand.

Stralsund aber veränderte sich: neue Ortsumgehungen und eine schicke Brücke Richtung Rügen wurden gebaut, die UNESCO erhob die Altstadt zum Weltkulturerbe, das berühmte Meeresmuseum zog in einen avantgardistischen Neubau am Hafen und die CDU-Wahlkreiskandidatin schaffte es bis ins Kanzleramt. Das gelang dem NPD-Kandidaten, der übrigens mit der Stadt genausowenig zu schaffen hatte wie sie, nicht ganz. Aufgrund seiner terroristischen Vergangenheit und Prominenz zog die Stadt jedoch erstmals bundesweite Aufmerksamkeit in dieser Sache auf sich.

Ganz anders als knappe fünf Jahre vorher, als ich ein Nazi war, stellte sich die Lage inzwischen etwas anders dar. Die Überfälle wurden weniger, was nicht nur an möglichen Strafen lag oder daran, dass die Schläger gerade ebendiese hinter Gittern verbrachten. Die Szene hatte sich auch umstrukturiert: Von DVU und REPs war nicht mehr die Rede, viel zu bürgerlich und von Millionären gesteuert. Die FAP war zwar verboten, aber ihre Kader bauten munter weiter straff Kameradschaften auf, die immer näher Richtung NPD rückten. So konnte zwar von hier aus lange Zeit unbehelligt das wichtigste Nazi-Portal betrieben werden, nach aussen gaben sich die Faschisten allerdings als Biedermänner und veranstalten bis heute sehr erfolgreiche Kinderfeste.

Das Fatale daran war, dass es für die Öffentlichkeit und Lokalpolitik lange keine Naziproblematik gab. Was natürlich Quatsch ist. Dahinter steckte eine ausgeklügelte Strategie, die scheinbar aufgegangen ist. Soweit, dass sich unbehelligt eine Terrororganisation bilden konnte, die im Übrigen in Stralsund gleich zwei ihrer Banküberfälle (auf die gleiche Sparkassenfiliale) durchführte, im November 2006 und Januar 2007. Mich würde nicht wundern, wenn sie in der Zwischenzeit nicht zurück in den Süden gefahren, sondern einfach irgendwo im Norden untergetaucht sind.  Bönhardt, Mundlos und Zschäpe  – alle aus meiner Generation – konnten hier garantiert auf gut funktionierende Strukturen zurückgreifen. Ich kannte die betreffenden Leute, ich bin mit ihnen zur Schule gegangen, ich war kurz einer von ihnen und habe dann lange von ihnen auf die Fresse bekommen.

***

Erfahrung macht klug, sagte meine Oma immer. Und aus meinen persönlichen Erfahrungen inmitten der und gegen die Nazis konnte ich wenigstens etwas lernen. Kurzum: Niemand wird als Nazi geboren. Doch Kinder und Jugendliche lassen sich wunderbar indoktrinieren, sei es in staatssozialistischen Jugendorganisationen oder bei den Nazis.

Es geht um Zugehörigkeit, Anerkennung und Identifikation. Und es braucht engagierte Menschen, die genau das jenseits von faschistischen Ideologien oder staatlich verordnetem Politunterricht vermitteln. Sowohl Schule als auch Eltern sind hier meistens die falschen Ansprechpartner (dafür aber gute Sündenböcke) – und oft hilflos. Ich hatte Glück. Meine Vergangenheit hat mich dazu gebracht, nie wieder einer Gruppe angehören zu wollen und stattdessen lieber ewig zu zweifeln. Ich kann aber auch sehr gut nachvollziehen, wie junge Menschen in dem braunen Sumpf stecken bleiben können und im Extremfall eben auch zu Terroristen werden. Die Geschichte ist voll damit.

Wie schon an vielen Stellen bemerkt, schafft hier weder ein NPD-Verbot noch ein perfekt funktionierender Verfassungsschutz Abhilfe. Solange die Nazis die Lücken besetzen, Kinderfeste veranstalten, Einkaufsbeutel die Treppen hochtragen, Hartz IV-Bescheide ausfüllen, Jugendclubs führen oder sonst wie reizvoller sind als Demokratie und Menschenwürde, solange wird sich nichts ändern. Es gibt unzählige hart arbeitende und täglich Bedrohungen ausgesetzte Menschen, die in der ländlichen Provinz versuchen, Jugendliche vom rechten Weg abzubringen. Wenn aber deren Arbeit nicht gewürdigt wird, und zwar ständig, offensiv und öffentlich, dann wird sich nichts ändern.

Wenn Menschen nicht das Gefühl haben, wichtig, akzeptiert, gebraucht und anerkannt zu werden von diesem Staat – also dazuzugehören – dann verwundert es kaum, dass sich einige von ihnen irgendwann gegen ihn wenden. Das gilt im übrigen nicht nur für Nazikinder.

Update 19.12.2011: Jana Hensel hat sich beim Freitag Gedanken gemacht, die in eine ähnliche Richtung gehen, eine Reaktion darauf von den Ruhrbaronen (bzw. publikative.org).

Update 21.12.2011: Eigentlich sollte das hier keine never ending story werden, aber weil es so gut ist und in die gleiche Kerbe haut, hier der Link zu einem Interview mit dem Filmemacher Thomas Heise in der taz.

***

Tja, 2011. (Und: 1990ff) Da hatte man zwar gerade eine leichte Ahnung vom NSU, sich aber Pegida und die anderen Abkürzungsnazis nicht im Traume vorstellen können. Zufälligerweise weist drei Türen weiter der kiezneurotiker in einem fabelhaften Text gerade auf einen anderen fabelhaften älteren Text hin, der Erinnerungen beschwört, die ähnlich sind und doch ganz anders.

23 Replies to “Aus dunkler Erinnerung”

  1. Nun, ein wahrhaftiger Text ist mehr wert als sieben kokette Textchen. Ich danke dir, dass du meiner Einladung nachgekommen und dennoch nicht gefolgt bist. Die DDR-Kindheit, die Nazi-Jugendkultur… all das ist aus einer anderen Welt, die ich nicht kenne und kaum verstehe. Ich habe den Text sehr gern gelesen, auch wenn er manche Rätsel nicht löst. Vielleicht sind die Anfänge tatsächlich so einfach und banal? Dass so kurz nach der Aufdeckung des NSU etwas wie Pegida möglich ist, erschüttert mich ehrlich gesagt… und ich musste, während ich deine Erinnerung las, immer wieder an die beiden Jungs, die ich vor kurzem auf dem SZ-Titelbild gesehen habe, die dann zu den Attentätern von Paris wurden, denken. Das fasst du ja in deinem letzten Satz zusammen.
    Danke für die Links zum Interview mit Heise (und die Erinnerung an diese super Swift-Satire) und dem Text vom Kiezneurotiker, der eine Gated Community bei mir um die Ecke festgehalten hat, die ich auch total zum Kotzen finde. In zwei Monaten bin ich hier weg…

    1. Ich danke Dir! Natürlich kann ich die manchen Rätsel nicht auflösen, selbst was mich und meine Vergangenheit betrifft ist mir noch einiges unklar. Aber an der Sache mit der Banalität ist zweifellos was dran & ich gewinne immer mehr den Eindruck, um Vergangenheit zu erklären bedarf es nicht nur historischen, sondern auch psychologischen Werkzeugs.
      Ich habe die letzten Tage viel rumgefeilt an diesem Text (und gezweifelt) & dabei natürlich auch die Links alle nochmal durchgelesen – Heise hat mich auch wieder richtig begeistert. Seine Filme sind als nächstes dran, wenn ich sie denn irgendwo bekomme.

      1. Auch so ein Ding im Prenzlauer Berg, meine geliebte Videothek Negativeland macht bald dicht. Bis dahin gibt es dort bestimmt Heise, ansonsten in der Filmgalerie in Mitte, die hoffentlich nicht auch noch dicht macht.
        Ich habe deinen Text auf den üblichen Plattformen geteilt und hoffe, er findet viele Leser. Texte, an denen man anfangs zweifelt sind meist die, für die man sich später weniger schämt. So jedenfalls bei mir.

        1. Immerhin, das videodrom hier um die ecke ist schon ewig dicht.
          (ich stell dann mal was zu knabbern hin für den ansturm und mach mich aus dem staub…^^)

  2. Es ist unglaublich, wie unterschiedlich die Erinnerungen sein können. Du bist etwa zehn Jahre jünger als ich und im Nordosten aufgewachsen, ich im Südwesten. Ich kenne Nazis eigentlich nur aus den Medien, bei uns gab es in den 80er Jahren nur eine linke Szene – und eben „das System“. Gegner waren also immer nur die Polizisten. Das ist eine völlig neue Welt für mich. Aber es ist gut, dass mir mal jemand von einem Alltag erzählt, in dem man von Nazis durch die Straßen gejagt wird.

  3. Nazis kenne ich auch nur vom Hörensagen.
    Deine Bekenntnisse finde ich couragiert und erhellend. Es ist schon immer wieder erstaunlich, welche Ereignisse unseren Lebensweg mitbestimmen und wie sich dann eines aus dem anderen ergibt.
    Du lieferst ein schönes Beispiel, dass Umkehr möglich ist.
    Danke für diesen Text.

  4. Danke für die Links aber vor allem für deinen Text. Ja, unsere Lebenswege liefen parallel und es ist verrückt wie der Zeitgeist Menschen prägt. Für die nach uns sind das jedoch nur noch Geschichten aus dem Krieg.

  5. Wieso bekomme ich nach allen Filmen, die du empfiehlst, Bock zu saufen? Komme gerade aus dem Kino Toni. Der Lichtenhagen-Film. Gut dass in der letzten Reihe niemand Tränen sehen kann.

    Mit 13, 14 Kinderfascho zu sein ist keine Schande. Zu jung. Zu doof. Wichtig ist, dass man damit aufhört bevor sich das nachhaltig festsetzt.

    Ich muss was trinken… keine Sorge, heute kein Kommentartwittern 🙂

  6. Lange habe ich bei Dir nichts mehr kommentiert, weil…, ja weil das Leben immer dazwischen funkt und das die beste Ausrede ist, die mir gerade einfällt. Aber zu diesen wunderbaren Text muss ich was schreiben, Dir beipflichten und widersprechen.

    Auch ich bin ein ostdeutsches Kind der 70er (Erfurt). Und ich teile Deine Erfahrungen mit den Nazis von damals und wie schwer es war, sich ausdrücken ohne anzuecken – die Aufpasser und sozialistischen Moralapostel waren ja überall.
    Die meisten meiner Freunde von damals waren keine direkten Nazis, hingen aber dem rechten Gedankengut an, fanden die Onkelz (meistens die 438. Kopie auf Kassette) gut und hatten, im Gegensatz zu mir, Nazis unter ihren Freunden (oder was sie aus angeberisch-rebellischen Gründen Freunde nannten). Mir waren die „richtigen Nazis“ immer suspekt und ich habe mich von ihnen fern gehalten. Die Mischung aus dem gesteuert Gelernten in der Schule und dem freien Überlieferten aus der Familie und aus Büchern, hat bei mir funktioniert. Nenn es innere Stimme, Instinkt oder Gerechtigkeitssinn, aber irgendwas hielt mich davon ab, so sein zu wollen wie die. Aber begegnet bin ich diesen Leuten oft, z. B. jeden Samstag in den Diskotheken, was sich nach dem Mauerfall meinem Empfinden nach noch extrem verstärkt hat.

    Dennoch war ich ein Suchender, so wie viele junge Menschen Suchende sind. Heute bin ich der festen Überzeugung, dass es nicht nur das Recht der Jugend ist zu suchen, sondern ihre heilige Pflicht. Dass es so viele Jugendliche heute nicht mehr tun, weil sie nur noch während des Shoppens die ganze Zeit auf ihr I-Phone glotzen, ist eine Ursache für den Zustand der Jetztzeit. Aber ich schweife ab, das ist ein anderes Thema.

    Wer sucht, kann sich verirren und es ist sehr wahrscheinlich, dass das einem Suchenden passiert. Die Bahnen des Lebens gehen niemals geradeaus. Immer sind da Abzweigungen nach links und rechts, oben und unten und – leider viel zu oft – auch nach hinten. Das was die (bürgerliche) Mitte als Ideal ausgerufen hat, nämlich immer schön geradeaus und auf der Überholspur zu immer höheren Zielen durchs Leben zu rasen, ist eine Illusion. Zumindest dieses gesellschaftliche Grundrauschen, welches uns alle in die Pflicht zu nehmen versucht, war und ist in beiden Teilen Deutschlands gleich.

    Was ich nicht begreife ist, weshalb es so schwer ist zu begreifen, dass Umwege vor allem eines schaffen: Ortskenntnis.

    Und jetzt komme ich endlich an die Stelle, wo ich Dir widersprechen möchte. Ich erlaube mir mal, einen Satz aus Deinem wunderbaren Text herauszugreifen und näher auf ihn einzugehen.

    „Ich kannte die betreffenden Leute, ich bin mit ihnen zur Schule gegangen, ich war kurz einer von ihnen und habe dann lange von ihnen auf die Fresse bekommen.“

    „ich war kurz einer von ihnen“

    Nein. Das warst Du nicht. Du kanntest diese Leute, oder besser gesagt, Du hast sie kennengelernt. Du hast mit ihnen rumgehangen, gesoffen, Onkelz gehört und vielleicht auch ihre Parolen nachgeplappert. Aber Du warst keiner von ihnen.
    Jede Botschaft in Deinen Texten, Deine Beobachtungsgabe und nicht zu letzt Dein Intellekt, sagen etwas anderes. Du bist niemand, der die Widersprüche, die ihm begegnen, einfach wegzu(v)erklären versucht.

    Du warst mutig genug in die (manchmal hässliche) Welt zu ziehen, Du warst mutig genug Dir nicht nur Gedanken zu machen, sondern auch noch Konsequenzen daraus zu ziehen und bist mutig genug davon zu erzählen. Du weißt mehr und hast mehr Erfahrung als ich, der diesen Typen immer aus dem Weg gegangen ist.

    Du hast die bessere Ortskenntnis.

    1. Lieber Olaf,
      ich habe jetzt zwei Tage nach einer angemessenen Antwort auf Deinen (ebenfalls wunderbaren) Kommentar gesucht, bin aber immer noch sprachlos. Deswegen einfach nur: Danke!

  7. Dunkel?
    Nein, da ist kein „dunkel“ erkennbar.
    Das Gegenteil ist der Fall.
    Du beschreibst etwas, als ob es in dir in gleißendes Licht getaucht ist – nur eben zu lückenhaft, viel zu sehr im Bruch, in BruchStücken, immer noch Wandzeitungsredakteur (:-))
    Mach eine ganze Sache daraus, laß das innere Licht an, damit du nichts vergißt, und fülle die Lücken auf, die uns (und dir) dann erzählen, wo jeweils ein Anfang, ein Glück, und ein Ende war, ist.
    Schreib das auf, Zurücker!

    Aber :
    Wer NSU und Pegida nicht auseinanderhalten kann, kennt weder das eine noch das andere, hat nichts verstanden, ist höchstens gerade dabei, die nächste Etappe „Jugendkultur“ unüberlegt zu durchwedeln.
    Und, der sollte weder nach außen noch nach innen (für sich) annehmen, daß der diesen Phänomenen aus klarer Vernunft gewachsen sei, der schwimmt einfach schon wieder irgendwo (!) mit, besser: wird schon wieder mitgeschwommen, wohl eher nicht nach zurückinberlin, mit Gewißheit aber ohne ausreichend Licht, um nicht zu sagen: zu unbeleuchtet, in tiefer Dämmerung

    Zwischen Dunkel und hell gibt es bekanntlich hunderte von Graustufen, erst ALLE ZUSAMMEN geben das Licht, das uns existieren läßt.
    Noch besser ausgedrückt: Nie wieder EinheitsStaatelei, an keiner Stelle unserer Gesellschaft – Schau dir die Farben deines PC-Bildschirmes an: so viele, wie du dort einstellen kannst reichen nicht aus, um die Realität deines, unseres Lebens zu erfassen, Sie sind da und sind zu verwenden, auch eine umgekehrte Ausgrenzung, wie z.B. „RAUS“, ist Ausgrenzung, ist Diskriminierung, schürt Konflikte, heizt auf und eskaliert ohne im Geringsten etwas zu klären oder zu bewegen.
    Es ist nicht nur in eine Richtung so, daß Druck Gegendruck ERZEUGT, das gilt in jede Richtung – und brauchjen wir das, wollen wir das? Wollen wir weiter unser Leben nach innen und außen im Kalk des Kalten Krieges denken und fühlen, im „Beseitigen des ANDEREN“?
    Nimm solchen (oft kunstvoll gedrechselten) Konflikten die Luft und verwende deine Sorgfalt im Denken auf das GANZE, wie es wohl befördert werden kann, wie Störungen umgedreht werden können in etwas, was stabilisiert, sonst bröselt es, zurück ins Dunkle, wohl kaum zu rückinBerlin, und dann kannst du (wieder?) sehr wohl und mangels Alternative überSchreiben:
    „Aus dunkler Erinnerung“

      1. Nach mehrmaligen Versuchen ist es mir nun gelungen, deine „Antwort an Lusru“ aufzurufen – was für ein kalter Kaffee!
        Solche Beiträge mache ich dir (wenn du möchtest) sofort mit vetrgleichbaren Stimmen aus ALLEN Parteien, diesen medialen Schnickschnack nimmst du doch njicht etwa ernst?
        Dann wäre ich enttäusch von dir.
        Du hast bessere Quellen verdient, als diesen boulevard-Trödel.
        Lies dir allein Monika Maron zu Pegida (Dresden) durch, und , gewissermaßen als „Überbau“, den Roland Tichy, ein einst regierungstreuer (er arbeitete im Auftrag der Regierung an der medialen „Wiedervereinigung“ …), dann lachst du über die Naivität dieser Medienmacher, über ihren unqualifizierten Eifer und dillettantische Auswahl und Fragen.
        Aber bitte, wenn du dich einlullen lassen möchtest von „interessierten Kreisen“, die lediglich um ihre Pfründe bangen und so vorauseilend mal etwas Bashing mit öffentlichen Medien von Gebührengeld herstellen …

        Es ist schon seltsam, 76 % der deutschen Bevölkerung, und darunter sicher nicht vwenige Ausländer und auch Muslime, meinen offen in der letzten Meinungsumfrage, man müsse mit den Pegida-Leuten in Dresden reden, und unsere Medien berichten das nicht, unsere Politiker ignorieren weitgehendst dieses Faktum.
        Ich bin weder Pegida, noch teile ich alles, was da aus einer Gruppe von zigtausenden von Menschen gerufen / gemeint wird, noch halte ich Pegida für einen Segen, nur derartig viele Menschen mit Problemen, welchen auch immer, dazu die mehr als 2/3-Mehrheitsmeinung der Deutschen platt machen und ignorieren zu wollen grenzt an Schwachsinn und politischen Unfug, schafft erst das Problem, das man angeblich auf Rat von sogenannten „linken Politikforschern“ bekämpfen will, besonders, wenn von Anbeginn an falsche, fehlerhafte und unlauter verdrehte Argumente massenhaft über willfährige Medien verbreitet werden – ja, nun sind auch die Medien in einer (oder vielen) sehr dummen Situationen: Frage mal bei den Intendanten und Chefredakteuren nach, wieviele Waschkörbe sie an Protestpost zu ihrem „un“ Wesen bekommen haben …
        Politik ist eine KUNST, und keine Mathematik oder kein „Mensch ich ärgere dich“, auch kein Rummeltummelplatz der ahnungslosen Eiferer, deren gesamtes Argumentearsenal in „RAUS“, „Dumm“, Rassist“ etc. besteht.
        Politik ist eine Kunst des AUSGLEICHES, nicht der Eskalation, das wird auch die Regierungsspitze bitter bereuen, nicht rechtzeitig amtsgemäß sondern tendenziös reagiert zu haben.
        Also: Dieses Flattergespenst aus YouTube kannst du Leuten unter das Kopfkissen legen, die an den Klapperstorch glauben, auch wenn im Moment noch etliche damit zu Bett und zu Stuhle gehen, die den Storch schon hinter sich haben. Das ist in der tat recht dunkel erinnert, nur an was? An DDR-Medien? Da kannte ich mal einen, der machte das alles ganz alleine für alle …

  8. @Olaf Januar 29, 2015 um 1:47 nachmittags
    Es freut immer wieder, offene und freie ehrliche Sichten zu lesen, wie z.B. deine hier.
    Dennoch möchte ich zu deiner mir nicht sich erschließenden Behauptung „du warst keiner von denen“ dir einiges zum Überdenken geben.

    Das Erste wäre,
    daß du – den Autor nach DEINER willkürlichen AUSWAHL ausnehmend – von „denen“ redest, als ob sie bereits seit dem Geburtskanal der Mutter das NaziGen in sich trügen und deshalb aussichtslos so sein müßten.
    Das ist, gelinde gesagt, ein naives Denken, das dem der Nazis – nur seitenverkehrt, entspricht, abgesehen davon, daß bis heute weder ein NaziGen (trotz Behauptung mancher sogenannter „Antideutscher“) gefunden oder nachgewiesen werden konnte.
    Diese deine Sicht zeugt desweiteren von der Desinteresse an dieser (abgelehnten) Art zu Denken, genauer an der Herkunft dieses Denkens, und ist damit, wie das vieler andere Aktionisten, die glauben etwas dadurch „abwehren zu können“, nutzlos, es ist nur ein Wegsehen, mehr nicht.

    So, in diesem Dunst (und nicht aus sich heraus) entstand NSU.

    Aus dem Gegenteil, dem Hinsehen auf solche, die gern wegsehen, entstand wohl Pegida, was das auch immer war, sei, oder wird.

    Während also das eine gezielt aus dem Dunkel mit brachialer Gewalt im Dunkel fischte, agierte das andere jedoch gezielt offen, gewaltlos und ohne anderen Schaden zu zu fügen, auch wenn einige (sogar akademische ) Dummköpfe das immer wiederholen.

    Wer also dies nicht unterscheiden kann, hat selber erhebliche Demokratiedefizite.

    Es bringt nichts, die Ideologie der Nazis einfach umdrehen zu wollen (in der Richtung) und dann selber damit weiter so zu ticken wie die …

    Und Zweitens
    denken wir uns mal kurz einen dieser „anderen“, zu denen du den Autor nicht zählen möchtest, lassen uns in OFFENER freimütiger Sphäre seine Story erzählen, aufschreiben.
    Was dann?
    Auch nur „zeitweilig weil versehentlich“ dabei?
    Und das fortgesetzt, mit weiteren?

    Nein, Olaf, das klappt so nicht, wie du denkst.
    Damit kannst du auch niemandem, der diesen schnöden pöbeligen Denken hinterher oder mittendrinn rannte, freisprechen oder entlasten: Mitgegangen -mitgehangen – das ist die andere Seite der Konsequenz, die ich zuvor beschrieb.
    Solange ein – auch jugendlicher – Mensch sich zu diesen Aspekten des „rechtsextremen“ Denkens und Lebens hingezogen fühlt und das auslebt, gehört er voll dazu.
    Punkt.
    Denn er hat seinen (den gleichen) Kopf dabei auf den Schultern getragen und nicht unter dem Arm, das Herz an der gleichen Stelle, wie später.
    Auch so funktioniert dein Denken nicht, Olaf.

    Die gesamte Kraft der Gesellschaft, und deamit nicht nur der „Kirchen und Gewekschaften“, sondern vor allem jedes Politikers und des gesamten Staatsapparates ist endlich darauf zu konzentrieren, festzustellen, was im Leben von Jung-Nazis (und ni c h t n u r d i e s e n) usw. gefehlt hat, was hinzugefügt werden könnte, sowohl materiell, wie kulturell, wie an menschlicher Nähe und Wärme ab der Geburt, an Zielen, Aufgaben und schöpferischer Teilhabe am eigenen Dasein – und das darf eben nicht einem Institut, einer staatlich unterausgestatteten „Einrichtung“ oder „den Eltern“ allein angehängt werden.

    Es ist der zu treffende Aufwand statt auf Bankenrettung auf Jugendrettung umzulenken, denn diese Jugend sind die Banken unserer Zukunft.

    Man kann es sich aber auch wie immer schon leicht machen, indem man sich oder etwas nicht „dazu“ gehörig zählt, (was man nicht einmal kennt), indem die alten untauglichen Verhaltensweisen des Kalten Krieges, des konfliktierens zwischen „rinks“ und „lechts“ „kultiviert werden und damit nur Graben zieht statt Brücken zu bauen.

    Das gesamte Spektrum ist Gesellschaft, und jeder, der Zuwandernde, der geschundene Geflüchtete und die vielen Hiergebliebenen – welche auch immer – sind von Diskriminierung frei zu halten und im Dasein zu sichern.
    Das ist die einzige Plattform, der sich JEDE Denkrichtung verlustfrei anschließen kann – und damit schadfrei für sich und andere fügen muß:
    Teilhabe.

  9. @ Lusru

    zunächst einmal freue ich mich, dass Du dich über meinen Kommentar gefreut und Dir die Arbeit gemacht und die Zeit genommen hast, mir so ausführlich darauf zu antworten. Vielen Dank dafür.

    Bevor ich aber anfange auf Deine Argumente einzugehen, möchte ich Dich bitten mir in Deiner vielleicht folgenden Antwort nicht zu unterstellen naivem Denken aufzusitzen, desinteressiert zu sein, wegzusehen oder Demokratiedefizite zu haben. Bis auf das naive Denken sind alle anderen Begriffe allein dadurch widerlegt, dass ich mich hier bei zurückinberlin zu Wort gemeldet habe.

    Ich bin gerne bereit, nein, ich habe sogar große Lust darauf, mit Dir und jedem anderen über Gott, die Welt oder auch Nazis zu diskutieren. Aber nur wenn die Debatten auf Augenhöhe geführt werden, von gegenseitigen Respekt geprägt sind und der Wille voneinander zu lernen spürbar ist. Andernfalls sind Diskussionen für mich verschwendete Lebenszeit, die ich lieber mit Frau und Hund verbringe, als mich über meinen mir unbekannten Gegenüber zu ärgern.

    Um die thematischen Fäden nicht zu verlieren und sich nicht in ihnen zu verwirren, erlaube ich mir Passagen Deines Kommentars zu zitieren um hernach gezielt darauf einzugehen.

    —–
    „Das Erste wäre, daß du – den Autor nach DEINER willkürlichen AUSWAHL ausnehmend – von “denen” redest, als ob sie bereits seit dem Geburtskanal der Mutter das NaziGen in sich trügen und deshalb aussichtslos so sein müßten.“
    —–

    Ich habe den Autor nicht nach einer willkürlichen Auswahl davon ausgenommen, den Nazis zugehörig gewesen zu sein. Dagegen spricht, dass ich diesen Blog seit recht langer Zeit lese, ich meine sogar fast so lange, wie der Blog besteht. Man bekommt mit der Zeit schon einen Eindruck, was für ein Charakter da am anderen Ende der Leitung sitzt, vor allem auch weil es sich hier um Texte und nicht bloß um gesprochene Worte handelt. Das ist der Kontext in den ich den Blogpost gesetzt habe. Dieser Mensch und seine glaubwürdig geschilderten Erlebnisse sind es, die mich beurteilen ließen, dass der Verfasser nie ein Nazi war.

    Was Du gegen das Wort „denen“ hast, erschließt sich mir aber nicht. Denen ist eine flektierte Form von die. Ich hätte auch „die Nazis“ sagen können – es käme beides aufs Gleiche raus.
    Dass diese Nazis ein Nazi-Gen intus hätten, habe ich an keiner Stelle gesagt, auch nicht zwischen den Zeilen. Warum und weshalb diese Nazis sind wie sie sind, war höchstens nur ganz am Rande Thema.

    —–
    „Diese deine Sicht zeugt desweiteren von der Desinteresse an dieser (abgelehnten) Art zu Denken, genauer an der Herkunft dieses Denkens, und ist damit, wie das vieler andere Aktionisten, die glauben etwas dadurch “abwehren zu können”, nutzlos, es ist nur ein Wegsehen, mehr nicht.“
    —–

    Hier an dieser Stelle urteilst Du über mein Denken, gleichwohl mit Deinem Urteil deutlich wird, dass Du dich mit meiner Aussage „Du warst keiner von ihnen“ nicht beschäftigt hast.

    Was also meine ich mit „Du warst keiner von ihnen? Ich meine damit, dass ein Mensch immer erst dann bei etwas oder jemanden zugehörig wird, wenn er sich mit dem Etwas oder Jemanden identifiziert oder wenn er sich mit den Sachen von etwas oder jemanden gemein macht. Das hat der Verfasser nicht gemacht. Zu keinem Zeitpunkt als er unter (und nicht mit) den Nazis war, nicht davor und schon gar nicht danach.

    Generell finde ich es schwierig in einer multipolaren und heterogenen Welt zu sagen, dass man genau so ist, wie die kleine Lebenswelt, in der man gerade steckt. Das wird dem Alltag der meisten Menschen am Anfang des dritten Jahrtausends nicht gerecht. Zu viele gesellschaftliche, und somit auch individuelle Veränderungen, passieren gerade – ach eigentlich schon immer. Die Welt steht nunmal nicht still.

    Weder der Verfasser noch ich haben weggesehen, ganz im Gegenteil, wir haben sehr genau geschaut. Hätte er das nicht getan, hätte er nicht diesen Text schreiben können. Hätte ich nicht genau hingesehen, hätte ich – so wie Du? – mein Urteil gefällt und ihn in die Schublade „Nazi“ gesteckt.

    —–
    „So, in diesem Dunst (und nicht aus sich heraus) entstand NSU.“
    —–

    Nein. Der NSU entstand anders. Ob wir jemals erfahren wie, ist noch nicht raus. Leuten wie der Verfasser haben damit jedenfalls nichts zu tun. Hätten mehr Menschen den Verstand und die Courage vom Verfasser, die Nazis wären gesellschaftlich betrachtet eine vernachlässigbare Größe und einen NSU hätte es nie gegeben.

    —–
    „Die gesamte Kraft der Gesellschaft, und deamit nicht nur der “Kirchen und Gewekschaften”, sondern vor allem jedes Politikers und des gesamten Staatsapparates ist endlich darauf zu konzentrieren, festzustellen, was im Leben von Jung-Nazis (und ni c h t n u r d i e s e n) usw. gefehlt hat, was hinzugefügt werden könnte, sowohl materiell, wie kulturell, wie an menschlicher Nähe und Wärme ab der Geburt, an Zielen, Aufgaben und schöpferischer Teilhabe am eigenen Dasein – und das darf eben nicht einem Institut, einer staatlich unterausgestatteten “Einrichtung” oder “den Eltern” allein angehängt werden.“
    —–

    Bei diesem Absatz stellen sich mir mehrere Fragen. Wie willst Du die Kirchen, Gewerkschaften und Politiker dazu bringen, nicht nur an einem, sondern auch noch am richtigen Strang zu ziehen? Und weshalb der gesamte Staatsapparat? Was sollen die vom Finanzamt am Leben von Jung-Nazis feststellen? Dass das meistens keine reichen Leute sind?

    Aber das Geld, um das Unmögliche zu finanzieren, hätten wir schon mal. Einfach keine Banken mehr retten und sie dem Kapitalismus überlassen, den sie selbst gelebt haben. Da würde es wieder passen mit der Zugehörigkeit zu der Welt in der sich die Protagonisten bewegen.

    —–
    „Das gesamte Spektrum ist Gesellschaft, und jeder, der Zuwandernde, der geschundene Geflüchtete und die vielen Hiergebliebenen – welche auch immer – sind von Diskriminierung frei zu halten und im Dasein zu sichern.
    Das ist die einzige Plattform, der sich JEDE Denkrichtung verlustfrei anschließen kann – und damit schadfrei für sich und andere fügen muß:
    Teilhabe.“
    —–

    Ja. Da gebe ich Dir recht. Aber was hat das mit dem Verfasser, seinen Erfahrungen und meinem Kommentar zu tun? Es wäre schön, wenn Du mir das erklären würdest.

    Beste Grüße

    Olaf

  10. @Olaf Februar 1, 2015 um 1:04 vormittags

    Wir kennen uns nicht Olaf, so daß sowohl deine wie meine Kommentare zum Text des Autoren unterschiedliche Fragestellungen und Betrachtungsweisen provozieren (müssen).
    Somit manch ein hingeworfener Begriff auf beiden Seiten ohne jeweils „seinen“ Hintergrung daherkommt, was nur durch Austausch gelegentlich vieler Worte behebbar ist, so man das so, wie wohl der Autor auch meinte, will.

    „Augenhöhe“
    Ich setze grundsätzlich Augenhöhe beidseitig voraus – oder melde mich anderenfalls nicht zu Wort.
    Denke, diese deine „Bedingung“, die ich sogar bei „meiner Voraussetzung“ selbst nicht ins Gespräch einführe, ist hier (zwischen uns wie zum Autor) von vornherein gegeben.
    Man kann sie auch so recht leicht erkennen:
    Erst diese Augenhöhe gestattet es, deutliche Worte für erkannte Fakten freimütig zu benutzen, ohne dadurch mit diesen die Gesprächsbasis zu gefährden, ohne zu riskieren, daß offene Worte als Beleidigungen, Diffamierungen oder Bashing zur Schein-Unterhöhlung der Gegenargumente aufgefaßt werden – oder es ist halt Augenhöhe nicht gegeben oder nicht gewollt.

    Grundsätzlich sind in solch einer Augenhöhe erkannte (z.B. von mir) Fakten und deren Benennungen keine Charakterisierung der Person sondern lediglich solche des konkreten Handelns, dargelegten Denkens, und das weder aus Sicht der Person noch aus meiner, sondern aus dem Versuch, das alles im Blick auf das GANZE zu behandeln.
    Das erfordert grundsätzlichen Ausschluß, Argumente als persönliche Beleidigung anzusehen und damit deren weitere Diskussion zu verschließen.
    Davon ging und gehe ich stets und hier aus.
    Gerade in diesem Block, den man nicht unbedingt „seit langer Zeit“ verfolgen muß, um sein hochbrisantes und heftig gefülltes Potential zu sehen und, was wichtiger ist: zu spüren, sind genau solche Aspekte und Methoden des gegenseitigen Umganges maßgebliche Grundlage.
    Deshalb bin ich hier.

    „Willkürliche Auswahl“
    Es gilt dafür das soeben Gesagte.
    Die Ansicht ist deine Ansicht auf der Grundlage deiner persönlichen Einschätzung, die sich nicht beweisen, sondern nur behaupten läßt, sie bleibt insofern auf Entscheidungen deiner Person bezogen, also aus dieser Position heraus willkürlich, da du ja nicht die Objektivität repräsentierst.
    Es ist nutzlose Zeitverschwendung, eine unterstellte Willkürlichkeit als etwas Negatives zu begreifen und damit als solche abwehren zu wollen, „Willkürlichkeit“ ist lediglich etwas, das aus dem Willen einer Person entspringt und dadurch weder negativ noch positiv, weder richtig noch falsch ist.

    „was für ein Charakter da am anderen Ende der Leitung“
    Nun, so zu denken, liegt manchmal nahe, jedoch gerät mir das zu sehr in die Nähe von „einmal Charakter – immer Charakter – Charakter als Geburtsfehler“ :
    Intelligente „kurvenreiche“ und gelegentlich auch ungewollte und unbemerkte Diskriminierung des betreffenden oder der „anderen“ damit ausgeschlossenen Charaktere“ zugleich.

    Eine solche Feststellung halte ich generell für untauglich für jede Chance, Augenhöhe zu erzielen, da damit zugleich diffuse Selectierungen erfolgen, die, aus Sicht des „Charakterisierenden“, nur noch vorausgesetzt und nicht weiter begründet werden müssen.

    Ich lehne jede Art von Ideologien als Denkkäfige ab.
    Z.B.:
    Setzt dies hier den „Charakter des Nazis“ voraus, den es nicht gibt, da eine Positionierung als Nazi längst keine charakterliche Prägung voraussetzt, so wie die Positionierung als „Linker“ längst keine diesbezügliche charakterliche Prägung voraussetzt, begründet oder verhindert.

    Politische und soziale Positionierungen sind grundsätzlich keine NATürlichen sondern KULTürliche (weil menschgemachte) Phänomene, die zur sinnvollen Diskussion aus dem Bereich der NATürlichen Bestimmtheiten, z.B. der natürlichen Prägungen (wie Gene), herauszuhalten sind, da sie ansonsten weder diskutierbar noch überhaupt sozial verwertbar sind und nur Konflikte des Unvermögens aufbauschen.
    Das ignorierst du komplett, und das bezeichne ich als naiv – also nicht du bist „naiv“, sondern das, was dir hier unterlaufen ist, kommt über eine gewisse Naivität nicht hinaus.

    Beweis:
    „Dieser Mensch und seine glaubwürdig geschilderten Erlebnisse sind es, die mich beurteilen ließen, dass der Verfasser nie ein Nazi war“.
    Als ob einem „Nazi“ genau das Gleiche nicht möglich wäre – es ist eine Form von umgekehrten Rassismus, den du – sicherlich unbewußt – damit pflegst.
    Es könnte sein, daß es sich für JEDEN DEMOKRATEN bei einem Nazi um einen MENSCHEN handelt , handeln muß …
    Oder er ist eben vom Demokraten sehr weit entfernt und pflegt einen eigenen rein ideologisch begründeten demokratieuntauglichen Totalitarismus.
    Das auch zur „Augenhöhe von Gesprächen“.
    Ob jemand „je ein Nazi“ war, ist, ist nach den von dir benannten Kriterien schlicht nicht ermessbar, es sei denn, du ordnest dich in den Sätzen zuvor ein.

    „denen“, „Nazi-Gen“, „Thema am Rande“
    Das, lieber Olaf, was du dazu sagst, ist „wohlwollend“ gemeint, aber paßt nirgendwo zusammen, nichts davon:
    Ja, „denen“ und „Nazis“ hättest du sagen können, und ja: es tut nichts zur Sache, welche FORM du in der Wortwahl benutzt, du meinst das Gleiche und ich habe das genau so verstanden und genauso kritisiert.
    Purzelbaumschießen kannst du kurios, wenn du dies erwähnst und meinst, das sei „nur Thema am Rande“ – Nö, du willst dich genau mit dieser Frage im Zentrum deines Kommentars beschäftigen:
    war kein Nazi, keiner von „denen“ …

    Mit Verlaub, wen du DAS feststellen möchtest, sollte man annehmen, daß du sehr wohl weißt, WAS Nazi ist, was das ausmacht, Nazi zu sein, und das geht nur, wenn zugleich völlig klar ist, wie diese Leute sind und damit wie sie (im Allgemeinen erfahrungsgemäß) wurden.

    Nur wer das bewältigt, kann so eine Einschätzung ernsthaft treffen – oder weiß nicht, wovon er gerade schwadroniert.

    Wenn du mit deiner Denkkonstruktion „recht“ haben solltest, gilt das dann grundsätzlich für jeden solchen Nazi, ist das für jeden solchen nicht nur unterstellbar, sondern zwingend zu unterstellen, und ich denke, diesen Aspekt hast du zu wenig beachtet, obwohl ich doch in anderer Form in meiner Antwort darauf hingewiesen habe.
    Nur was wäre dir damit, deiner Einstellung und vor allem dem Autor damit gedient?
    Wie Du es behandelts, heißt das:
    Einmal Nazi – immer Nazi, Keinmal Nazi – niemals Nazi, auch wenn es „versehentlich kurzzeitig mal so aussah“ – Das ist latenter Rassismus, angewandt auf „Andersdenkende“, Olaf!
    Ich setze daggegen:
    Wenn Nazi – wieso, warum, ab wann, wie „tief“ verfasst, nur im „face“ (ital.: Bund) oder auch in der Alleinstellung ohne Gruppe, was ist der Haupttrieb: Die Gruppe, der Fremdenhass, äußere Umstände, persönliche und familiäre Erlebnisse, Sexualitäten und Bildungsstand …
    Das heißt:
    Solange Nazi-Lebensformen angepeilt, gelebt und verherrlicht werden, solange ist dieser Mensch Nazi (will heißen: NationalSozialist) – ja wer denn sonst??.
    Und verschafft er sich andere Erkenntnisse, Einflüsse und Einsichten, kann er sich lösen aus Abhängigkeit der gelebten Intensität und Gruppenbindungen – was, so wir ihn richtig verstanden haben, dem Autor (und nicht nur diesem) nicht nur wider- fahren, sondern als Bedürfnis gelungen.

    „urteilst Du über mein Denken“
    Nein, ich urteile nichts, ich nenne nur das beim Namen, was du uns zeigst. Wenn ich das beurteilen würde, käme einiges an Sätzen hinzu, die ich nicht für gut plaziert in diesem blog erachte.
    Halt, ein Urteil war doch dabei: Ich hielt dieses (!) dein Denken für aufgeschlossen und potenzvoll genug, um dir meine Sicht dazu anzubieten, ja, das ist wohl auch eine gewisses „Urteilen“, nur anderes, als du es siehst.

    „Identifikation“
    Hm, eventuel liest du den Text des Verfasseres noch einmal.
    Es gibt keine Abstufungen zum „Bekenntnis zum Nazi-Tum“, wer es anstrebt, lebt (willig oder widerwillig), der lebt DIESES – und nichts anderes, auch der Begriff „Jugendkultur“ hilft da nicht weiter, denn dabei handelt es sich zwar um eine KULTürliche Handlung, aber nicht um Kultur, also keinesfalls um „Jugendkultur“.
    Wer Nazi-Tum als eine der „Jugentkulturen“ versteht, ist dieser bereits selber auf den Leim gekrochen, er verkennt die Gefährlichkeit als zeitweiligen „Kulturaspekt“ damit, als in gewisser Weise hinzunehmen.
    Nein, jede Identifikation mit Nazis, und sei es als „Jugendkultur“, ist Identifikation DAMIT, und nicht etwa eine mit Pseudo-Nazis, sie ist allerdings nicht eine von „denen“ im Sinne einer unabänderlich betonierten, wie das auch jede andere „Identifikation“ als KULTürliche Erscheinung nicht ist und nicht sein kann!

    „wegsehen“
    Es wurde nicht gesagt:
    Du – oder der Autor – hat „weggesehen“,
    sondern ich sagte
    “ Das entspricht einem Wegsehen“.
    Das ist etwas völlig anderes und auch möglich, ohne daß mir das dabei bewußt wird – im Gegensatz zu „du siehst weg“.
    Oder etwas einfacher als Beispiel:
    Die oft geübte Forderung „RAUS“ samt gern auch der dabei geübten Benutzung von „schlagenden“ Argumenten bekannter Art usw. zu politisch Andersdenkenden erfüllt nichts anderes, als die eigene unbeherrschte triebhafte gelebte Unmut, die eigene Wut, mehr oder weniger pubertär handgreiflich samt Anzünden von Autos usw. abzureagieren, ist mitnichten eine „Aktion gegen Rechts“, weil bezogen auf das damit verbundene Korrekturverlangen der gesellschaftlichen Kräfte-Situation ein reines Plakat, es bewegt nichts (außer daß nur die eigene Position der Lächerlichkeit oder der Fragwürdigkeit preisgegeben wird) – und DAMIT kommt es dem Wegsehen zu unverantwortlichen Entwicklungen gleich, und das, indem diese meist jungen Leute sogar meinen, „besonders scharf hinzusehen“, dies zumindest selber dabei glauben.

    NSU
    Falsch! Der NSU entstand ausschließlich im Dunstkreis des bewußten und unbewußten Wegsehens, nicht nur von Dienststellen, Funktionären und Politikern, sondern auch von Ottonormalverbrauchern zu Hauf, welche andere höchst interessierende und noch längst nicht offengelegte Kriterien dabei noch die Finger drin hatten oder Primäranstoß waren: Nur dieser Dunstkreis Wegsehen ermöglichte diese Entfaltung, diese sachliche und zeitliche Eskalation in dieser „geführten“ Grausamkeit.

    „Wie … an einem, sondern auch noch am richtigen Strang …“
    Gar nicht.
    Ich will niemanden „dahin bringen“.
    Mit meiner Anmerkung sollte allein merkwürdig gemacht werden, daß dieses Phänomen des Zulaufes junger meist mehr oder weniger entwurzelter Menschen zu fanatischen Fundamentalisten (nicht nur der „Nazis&Co“, sondern auch der Salafisten und Dshihadisten, der kriminellen RauschstoffSzene, aber auch sogenannte Linksfanatiker, die nie wußten, wo und was links ist, religiöser gefährlicher Fanatiker nicht nur islamistischer Art !!!) keine Angelegenheit einzelner Verantwortlichkeiten ist, sondern eine direkte Folge dieses Lebens ALLER in unserem Land ist.
    Sollte merkwürdig gemacht werden, daß das nicht frei herunschwirrende schicksalschwangere und „charakterbedingte“ Erscheinungen sondern direkter Teil der Art ist, wie unsere Gesellschaft sich versteht, sich (oder nicht) organisiert und gestaltet, welche „Normen und Werte“ vorgeschoben, hart durchgreifend oder schlampig ignorierend praktiziert werden.

    Nicht zuletzt:
    Wie gering diese unsere Gesellschaft IN DER TÄGLICHEN PRAXIS den größten „Wert“ den sie überhaupt besitzen kann, ihre JUGEND, letztlich flächendeckend als Basis ihres eigenen Werdens und Bestehens behandelt, woraus sich eine umfangreichere Verantwortung ergibt, als eben nur (wie gerade gegenwärtig posiert) „Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Eltern“, die auch nicht durch STAAT ersetzbar – aber sehr wohl durch diesen koordinierbar und prioritierbar ist.

    Wenn schon etwas „zu etwas zu bringen ist, sein könnte“, dann die tägliche offene Diskussion dieser Fragen und ihrer realen Hintergründe und Ursachen:
    Fehlende Aufgaben, fehlende Chancen, fehlende gemeinsame (!) Bildung, fehlende Differenzierung von Freiheiten und Grenzen von Kindheit an, fehlende Teilhabe als Chance und als DIES Jugendkultur.

    Es gibt – im Gegensatz zu den „in sich verliebten“ mainstream-Soziologen und …-Experten KEINE große Jugendkulturen, dafür jedoch massenhaft allein konsumgesteuerte und zugelassene oder ausgeschlossene Pseudo-Kultürchen, die sich leider mit dem WERDEN junger Menschen nur insofern beschäftigen, als sie früh- und rechtzeitig als Konsumenten katalogisiert und dazu wertig charakterlich verkrümelt werden – es sei denn, man zählt dagegen gerichtete Gegenbestrebungen (anderer) junger Leute zu „Jugendkulturen“, wie z.B. die NeonaziSzene, die Dsihadisten und Salafisten, bestimmte Evangelikale Radikale (die Kriege zur Durchsetzung ihrer Sichten befürworten), Linksextremisten und „mittelbürgerliche Spaß-Kultur-Duckmäuser“ usw. usw. dazu.
    Wer sich nicht – oder zu spät – für den Überdruß interessiert, den unsere Gesellschaft bei vielen jungen Menschen selber produziert, fast „industriell und digital“ produziert, der schaut objektiv betrachtet weg, gleich aus welchem Grund.

    Geld zum Retten
    Das, lieber Olaf, ist eine gezielte Metapher, und du weißt das auch, zumal es nicht primär um „das Geld für“ geht, das sollte dir aufgefallen sein:
    Es geht um diese Konzertierte Aktion, um die großräumige Bündelung aller Potentiale für ein einziges Ziel innerhalb kürzester Zeit mit größtem Effekt, wie das die Bankrenrettung war und ist, sogar noch jetzt wird ausschließlich Bankenrettung (Sicherung von Zinsen und vorallen Rückholung gewährter Staatskredite) gegenüber Griechenland betrieben, die offiziell „Griechenland helfen“ sollen und in Wahrheit genau dieses ausschließen und z.B. Interessen europäischer und damit deutscher Großbanken dauerhaft befriedigen müssen – falls schief geht: zahlt Steuerzahler.

    Diese darin verwundene permanente Verlogenheit, samt widerlicher Lügen zur Erzielung von Kriegsbereitschaft (Kampf- und Zahlungswilligkeit) wird gerade von jungen Menschen sofort als miserables Feeling verhaftet, womit wir bei der nächsten versaubeutelten „Sünde“ an unseren jungen Menschen wären:
    Die ständigen politischen Unglaubwürdigkeiten, die abgelehnt werden – was eine, offenbar die einzige, große Gemeinsamkeit ALLER „Jugendkulturen“ und Pseudo-Jugendkulturen ist, für das „Ausbüchsen“ in welche Richtung auch immer:
    Unglaubwürdigkeit unserer politischen Kultur, die zur massenhaften Abstinenz oder gruppenbezogenen Aversion mit Fanatisierung und Radikalisierungen führen und das Reden von den „Werten“ der Lächerlichkeit zu führen.
    Es ist nicht das Geld, Olaf.

    Es ist auch nicht „der Charakter“, z.B. der des Autors, oder der, den du anhand des blogs dahinter siehst, oder – viel bedeutsamer – was du darunter oder dahinter verstehst …

    Für mich hat der Autor sich seit längerer Zeit als Suchender begriffen.
    Seit einiger Zeit auch als Findender, hat Erlebnis und Befriedigung, diese Vorgänge vergänglicher wie gegenwärtiger Art für sich und andere aufzuschreiben – was ihm aus meiner Sicht reichlich gelingt, auch erzählbar und lesbar – wobei aus fast jeder Zeile Hinweise hervorlugen, die mit den von mir (und von dir nach Kausalität erfragten) Aspekten der Klein- und Großwetterlage heftigst korrespondieren, damit ein weites Fragenfeld offenbarend, offenlassend, das Suchen und Finden und das sich Öffnen dazu doch mal als eine Art erfüllender Jugendkultur praktizierend erleben lassen.

    „Es wäre schön, wenn Du mir das erklären würdest“, ob nun mit viel Wort auch für dich erkennbar wurde, was nun das alles mit dem Verfasser, seinen Erfahrungen und deinem Kommentar zu tun hat?

    Weder der Verfasser, noch seine Erfahrungen, noch dein rsp. mein Kommentar vollziehen sich im luftleeren Raum, sind auch nicht Momentaneingebungen oder nur eingebettet, sondern gewachsener Teil unserer Gegenwart und für sich allein weder wertbar noch real, da das Stücke unseres Ganzen sind.

    Der Autor praktiziert eine freimütige anfühlbare Schreibe, wie dies alles ohne Plakat, Transparent oder Losung, ohne Strukturen von Agitation und Mission, leicht und nachvollziehbar und dennoch deutlich plazierend geht, sich selber verdeutlicht dabei und anderen empatisch nahegebracht werden kann.
    Eine Schreibe, die längst nicht so „dunkel erinnernd“ daherkommt, wie man am hiesigen Titel wohlmöglich – etwas leicht rudimentierend – als Adeutung vermuten könnte.
    Nicht die Erinnerung ist dunkel, sondern wohl eher manches, an das erinnert wird, und das auch mehr im Sinne von „weit zurückliegend, erledigt, durchlebt und daher beginnend, zu verblassen.
    Und das ist
    gut so, nicht nur zum Lesen.

    1. @ Lusru

      Ich habe mir Deine Antwort nicht bis zu Ende durchgelesen und mich damit selbst in eine Deiner Schubladen einsortiert. Weshalb? Weil meine Frau und mein Hund die eindeutig bessere Freizeitbeschäftigung für mich ist, als mit jemanden zu diskutieren, der den Unterschied zwischen Faktum und Behauptung nicht kennt.

      Ach ja, außerdem bin ich schon so lange im Netz unterwegs, dass ich wirklich genau weiß, ab wann man gewisse Zeitgenossen nicht mehr füttern sollte.

      Hier in diesem unseren Fall ist es für mich wieder mal so. Genau jetzt.

      1. Wie es aussieht Olaf, bist du wohl ein „Fertiger“, einer von den Zufriedenen, die (schon immer) wissen wo es (du selber) langgeht, wo und wann hinzuschauen und wegzuschauen ist, damit das eigene mühsam erworbene Bild nicht geknickt oder verfärbt wird, nicht etwa weitere Bilder sich dazu gesellen.
        Mach das so, Frau und Hund bringen dir, wie du meinst bereits ausreichend Erfüllung.
        Ich selbst sehe weder PartnerIn noch Haustier als Ersatz dafür an, obwohl ich mich gleichermaßen damit gern beschäftige.

        Meine Äußerungen habe ich stets, wie du ja nicht gelesen hast oder „im Netz unterwegs“ fandest, stets als diskutierbare Behauptungen betrachtet.
        Die Stelle, wo „Faktum“ und Behauptung von mir nicht auseinandergehalten werden kann, hast du nicht angeführt.
        Damit hast du dich weniger „in eine der von mir (bisher nicht !) erstellten Schubladen eingeordnet“ sondern lediglich eine Behauptung von dir mal fix zum Faktum machen wollen – das bringt nichts, es fällt halt auf, als Eigenfütterung.
        Könnte es auch sein, daß du schon zu „lange im Netz unterwegs“ bist, und etwa dein diesbezüglicher Bedarf an Erfahrung und Austausch so gedeckt ist, daß du nun nur noch dich „füttern“ möchtest?
        Auch das ist völlig legitim, wenn es hilft.
        Mag der Autor sich seinen Reim machen, weitere Erinnerungen nicht unbedingt dunkler Art, aber eben auch nicht gerade als „Fütterung“, den seinen hinzu gesellen oder diese abzustreifen, sich an Authentizität erfreuend schreiben, welche auch immer, denn der ist
        zurueckinberlin
        Nicht alles, Olaf, was gelegentlich weh tut, ist deshalb „schlimm“.

      2. Nach Tisch, im Zitat resümiert:
        – „Es geht um Zugehörigkeit, Anerkennung und Identifikation. Und es braucht engagierte Menschen, die genau das jenseits von faschistischen Ideologien oder staatlich verordnetem Politunterricht vermitteln. Sowohl Schule als auch Eltern sind hier meistens die falschen Ansprechpartner (dafür aber gute Sündenböcke) – und oft hilflos. Ich hatte Glück“
        (der Autor)
        (!!)
        – „Solange die Nazis die Lücken besetzen, Kinderfeste veranstalten, Einkaufsbeutel die Treppen hochtragen, Hartz IV-Bescheide ausfüllen, Jugendclubs führen oder sonst wie reizvoller sind als Demokratie und Menschenwürde, solange wird sich nichts ändern.“
        (der Autor)
        – „Es gibt unzählige hart arbeitende und täglich Bedrohungen ausgesetzte Menschen, die in der ländlichen Provinz versuchen, Jugendliche vom „rechten“ Weg abzubringen. Wenn aber deren Arbeit nicht gewürdigt wird, und zwar ständig, offensiv und öffentlich, dann wird sich nichts ändern.“
        (der Autor)
        BINGO!
        und nicht zuletzt:
        „Wenn Menschen nicht das Gefühl haben, wichtig, akzeptiert, gebraucht und anerkannt zu werden von diesem Staat – also dazuzugehören – dann verwundert es kaum, dass sich einige von ihnen irgendwann gegen ihn wenden. Das gilt im übrigen nicht nur für Nazikinder.“
        (der Autor)
        Aha, Olaf.
        – Jana Hensel im Freitag-Link des Autors:
        „Zwickauer Zelle Wie die drei Neonazis in den Terror ­abglitten – diese ­Geschichte wird nicht erzählt. Denn sie rührt an Ost-West-Tabus“
        und
        „An welcher Stelle sind sie uns verloren gegangen?“
        – sog.“heise-Link“:
        „Sonst fliegt der Laden auseinander“
        „Über Nazis zu reden, hat wenig Sinn, wenn man die Gesellschaft als Ganzes aus dem Blick verliert. Ein Gespräch mit dem Berliner Filmemacher Thomas Heise.“
        mit:
        „Wenn ich Filme über Leute mache, überlege ich nicht, wie ich sie verändern kann, sondern ich versuche, zu verstehen, zu beschreiben, mir ein Bild zu machen.“
        – Und dann im Link „Abkürzungsnazis“ leider dies von der einst von mir (vor sehr vielen Jahren) geschätzten und bewunderten Jutta Ditfurth:
        „Frage:
        Welche Auswirkungen hat ein solches Urteil, das offensichtlich alle Erkenntnisse der kritischen Antisemitismusforschung ignoriert, auf die Definition des Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft?
        Jutta Ditfurth:
        Das Urteil erleichtert die Abwertung und Diskriminierung jüdischer Menschen. Es hat unter Autoren, Wissenschaftlern und Juristen auch im Ausland Empörung ausgelöst. “
        Dabei gibt es in Deutschland gar keine „kritische“ Antisemitismusforschung, so daß die Antwort von Dttfurth reichlich in der Luft hängen bleibt.
        Denn auch sie hantiert damit sogar unterstellt unwillentlich mit dieser Hitlerschen Staatsdoktrin Antisemitismus im gleichen Verständnis, wie das dazu nur auf der Basis der Rassentheorien und willkürlichen „Semitenverwurstelung“ erforderlich ist, um Antisemitismus überhaupt zu begreifen.
        Allein die unzulässige Zuschreibung des Begriffes SEMITEN zu den Juden als DIE prägende ausschließliche Nazientwicklung (!!) im Antisemitismus, zusammen mit der dazu vorauszusetzenden (aber nicht gegebenen) „Richtigkeit“ der Rassentheorien ist Antisemitismus nur als singuläres Staatswerkzeug der Nazis zur Auslöschung des jüdischen Volkes erklärbar und darüber hinaus weder gegenwarts-verwässerbar oder anderweitig niesbrauchbar, erst recht nicht für Allerweltskonstruktionen , die zum Judenhass als „Antisemitismus nach 45“ erklärt werden.
        Will heißen, wer diesen Begriff auf gegenwartige Phänomene anstelle von „Judenhass“ verwendet, trägt bewußt oder unbewußt weiter die Rassentheorien, obwohl wir seit Jahrzehnten wissen, daß es solche Züchtungen, solche menschlichen Rassen nie gab, gibt und hoffentlich nie gezüchtet werden.
        Nein, so geht, besonders für junge Leute, weder Antirassismus, noch Antifaschismus, noch Abbau von Fremdenfeindlichkeit, und erst recht nicht, gewissermaßen als willkommener Ersatzgegner, Antipegida.

        Eben: Keine „kritische Antisemitismusforschung“, nur gedankenlose meist unbeabsichtigte Übernahme und Transferierung solcher Denkgebilde zu „Rasse“, die seinerzeit Voraussetzung für Antisemitismus waren …
        Was für eine liderliche jugendbefreite Verschwendung von Kräften.
        Währen den Nazis das Erscheinen als solche in „Nadelstreifen“ zuerkannt und vorgeworfen wird, führen sich selbsternannte „Antifaschisten“ wie radikalinskis der Bürger auf …
        Irgendwer ist da wohl hinter der Zeit zurück.
        Das Schlagen auf den Straßen, besonders der „linken“ Gruppierungen untereinander, hat im vorigen Jahrhundert eine traurige Zersplitterung und damit den Sieg der Nazis in „demokratischer Wahl“ nicht nur ermöglicht, sondern auch befördert.
        Und nun kann man ja dieses Blog hier nochmals aufmerksam studieren, mit dem leisen Hinweis, wie es wohl auch anders ginge, ja geht, um Antirassismus heute zu einer erstrebten Jugendkultur – nicht zum fanatisierten weil wissensresistenten Rabaukenverein – zu machen.

        Aus der Geschichte lernen, heißt (auch) in „dunklen Erinnerungen“ zu graben, ohne Mühe und Schwielen in den Gemütswindungen wird das wohl nicht gehen, und mit den Disputen von Ditfurth und Elsässer demnach noch weniger, sie bringen es nicht und sind leider – jugendfern, wie es ferner nicht geht.
        Sorry, aber Etliches Kkorrespondiert wohl so zu den „dunklen Erinnerungen“, wie diese auch nun verstanden werden wollen

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