Fragmentarische Korrespondenz, weich und divers (V)

Über Inspiration, das Schreiben, das (Vor)Lesen, Bücher, Filme, Musik und den ganzen Rest: Von Kriegen und Frieden, und auch vom niemals zufrieden oder je ganz fertig genug sein. Kann Spuren von Drogen enthalten.

Ein einseitiger Briefroman in Fortsetzungen

(2002-2004)

(Zur Vorrede und Teil I hier entlang.)
 

Datum: [Dezember 2002]
 

Betreff:

 
Hallo ärmste M.,
erst die Bronchitis, dann auch noch fassenacht und schließlich „Fliege“! Du tust mir wirklich leid! Ich für meinen Teil habe auch das vorweihnachtliche Familienprogramm absolviert, habe meine mutter gerade wieder zurück zum bahnhof gebracht. sie hat mich zwei tage lang belagert. doch ich denke, deine bronchitis ist schlimmer.
in berlin gibt es übrigens inzwischen auch karneval. zusammen mit den ganzen bonner beamten ist vor jahren ein gastronom, der in bonn wohl die abgeordneten-abfüllstation betrieb, mit nach berlin gekommen. hier hat er eine kneipe mit dem namen „ständige vertretung“ aufgemacht, und da ihm das nicht reichte, musste er auch noch den karneval importieren. bisher ging hier alles seinen protestantischen gang, aber seitdem ziehen ein paar irre durch die strassen mit aufgesetzter pappnase und lustigkeit. man lernt damit zu leben, sag ich mal.
ansonsten habe ich mein referat gut überstanden und das nächste ruft schon aus der ferne. mittelalter, brrr. dazwischen liegt aber noch genug zeit, um meine amazon-bestellung abzuarbeiten. fünf neue bücher warten darauf, gelesen zu werden. wenn ich sie durch habe, dann kann ich dir bestimmt wieder was schönes erzählen, was sich lohnen würde zu lesen, wenn man zeit hätte und die uni und die erwerbsarbeit nicht wären.
ich werde aus dem reichen fundus meiner texte mal wieder was zu der [Literatur-Website] stellen, aber das kennst du wohl alles. was du glaube ich noch nicht kennst, ist dieser text:

den meinte ich auch eigentlich in meiner letzten mail, als ich sagte neuer text, der mir nicht so gut gefällt. und der, der mir gefällt, den habe ich noch nicht ins netz gestellt.
was macht eigentlich deine schreiberei und euer literarisches terzett? nicht dass ihr so endet wie mrr und karasek. bei mir hat sich inzwischen eine gewisse kontinuität beim schreiben eingestellt, alle paar wochen schaffe ich es dann trotz uni doch, was zu schreiben. doch jetzt fahre ich erst mal mit meinem hund auf irgendwelche brandenburger felder, denn hier ist wunderschönes bitterkaltes (minus sechs grad) winterwetter bei strahlend blauem himmel.
dass ich gut auf mich aufpassen muss, hätte man mir viel früher sagen sagen müssen… 🙂
bis bald und gute besserung
s.
 

Datum: [Dezember 2002]

 

Betreff:

 
Hallo M.,
erst mal zu deiner Frage: Nein, ich ziehe meinem hund im winter keine klamotten an, obwohl das sicher lustig wäre… Nasenwärmer zum beispiel*g*. ich habe aber gehört, dass das bei manchen hunden schon ok ist, da sie echt total kurzes und dünnes fell haben. zum glück ist k.[Hund] eine strassenköter-mischung (die edelsten unter den berliner punk-hunden gehören zu ihren vorfahren) mit viel husky drin, so dass sie den winter total liebt.
Mit Lenin bin ich auch in der schule groß geworden. ich habe noch ein buch mit geschichten aus den kinder- und schuljahren lenins, so heisst es auch im original: detskije u schkolnuije godui ilischa, geschrieben von a.i. uljanowa. es beginnt so: am 10. april 1870 wurde unser grosser lehrer, wladimir iljitsch uljanow in der stadt simbirsk an der wolga, die heute im zu ehren den namen uljanowsk trägt, geboren.
schön, oder? und es gibt eine geschichte, die mir immer in der schule erzählt oder vorgelesen wurde: ein armer trauriger junge sitzt irgendwo auf einem dorf rum und heult. dann kommt ein fremder, der ihn fragt was los ist und ihn tröstet. dann geht der fremde weg und der junge freut sich wieder und geht ins dorf zurück, wo gerade auf dem marktplatz eine versammlung ist und jemand sagt, dass lenin gleich spricht. und was ein wunder, der junge sieht, dass lenin der fremde mann war, der ihn getröstet hat.
Bei uns wurden aber natürlich auch geschichten von lokalen revolutionsgrössen den kindern erzählt, zum beispiel von teddy (ernst thälmann) oder dem kleinen trompeter. Über walter ulbricht gab es solche geschichten komischerweise nicht.
ich werde mal schauen, ob ich heute abend noch was schreibe, lust und ideen hätte ich, doch davor hat der knecht ruprecht noch eine büro-weihnachtsfeier gesetzt. zum glück sind die leute, mit denen ich zusammenarbeite, echt ok, so dass es wohl so schlimm nicht wird.
Ich weiss schon, warum ich versuche, meine texte immer gleich sofort aufzuschreiben, es ist echt total blöd, wenn man morgens aufwacht und genau weiss, dass man soeben eine tolle idee vergessen hat. manchmal stehe ich echt um drei uhr nachts auf und schreibe, wenigstens ein paar notizen, meist gleich den ganze text.
ich wäre sehr gespannt auf den nasenwärmer, meine adresse ist XXXX, 10969 Berlin. Ich hätte da vielleicht auch einen postalischen weihnachtsgruß zu verschicken, wie ist denn deine adresse in der realität der deutsche-post-gottschalk-brüder? (Sind wir überhaupt schon so weit?? dürfen wir einfach das paralleluniversum verlassen? 🙂 )
Ich hörte davon, dass rolli koch schon wieder brutalstmöglich wahlkampf betreibt bei euch, wie schlimm ist es denn? gerade habe ich eine zeitung in der hand gehabt, die ein freund von mir macht, und habe genua-berichte gelesen. das erinnerte mich an deinen genua-text, und er schien mir bei weitem der beste zu sein. die zeitung war trotzdem ganz ok, die haben wohl auch eine internet-adresse, ich schau mal nach und schick sie dir das nächste mal mit. jetzt allerdings muss ich mich sputen, um zu dieser feier zu kommen…
bis bald
s.
 

Datum: [Dezember 2002]

 

Betreff:

 
Hallo M.,
danke, mir geht es sehr gut! ich weiss, du hast nicht gefragt, aber ich wollte das mal loswerden. ich sitze gerade spätabends vor dem computer, habe grasbedingt (und das in mehreren bedeutungen) sehr gute laune, auch begründet durch einen erfolgreichen 10-stunden bibliothekstag (und das ist nicht ironisch gemeint), und dann lese ich eine neue geschichte meiner lieblingsliteratin m.! Juhu! und ausserdem beteiligt sie sich auch noch intensiv an einer von mir initiierten diskussion. zu deinem text nur soviel: er gefällt mir schon, ist aber auch irgendwie anders als sonst – frag mich morgen mal, wieso! den rest schreibe ich gleich in die diskussion, um dein konto aufzubessern (und dem l. mal ein schnippchen zu schlagen- doch dazu später mehr, erst mal die liste, warum es mir so gut geht, weiter auszuführen) und ausserdem hast du mein konto aufgebessert, und ich war sehr glücklich darüber, denn diesen text finde ich inzwischen, ohne eingebildet zu sein, ganz gelungen. dein: es wurde auch mal zeit, dass dieser text hier her gefunden hat, entsprach genau dem, was ich mir dabei dachte – also ein grosses dankeschön! darüber hinaus schaue ich gerade, und das macht mein bild bei dir wahrscheinlich schon wieder zunichte, eine geniale folge der harald-schmidt-show. doch darüber kann man tagelang diskutieren, ob das ok ist, habe ich schon alles durch 🙂
jedenfalls hat mich meine euphorische stimmung dazu bewogen, erstens morgen in ein paralleluniversum zu treten und zur dortigen postfiliale zu gehen, um ein päckchen in die kleisttraße zu schicken. der übrigens, kleist, hat sich vor hundert jahren total verwirrt mit seiner begleiterin hier in berlin im wannsee selbst ertrunken, sozusagen. mehr droht mir wohl beim eintritt in das paralleluniversum auch nicht, höchsten stundenlange warteschlangen in der post – vorweihnachtszeit. aber das ist man ja als ossi gewohnt :-).
Apropos: bei meiner recherche zu dem poetry-slam-referat habe ich rausgefunden, dass die szene, die sich in den frühen neunzigern in deutschland gebildet hat, aus den linken gruppen, um politische spoken-word-literatur zu verfassen, bei ihrer vernetzungsarbeit, also dem gegenseitigen briefe schreiben (selig sei die neue email-kultur), enorm gespart haben, indem sie auf die briefe, die sie sich schrieben, die briefmarken mit einem prittstift von aussen einschmierten. Dadurch konnte man den stempel mit einem feuchten tuch wieder abwischen und die briefmarke noch mal verwenden. clever, oder? aber das nur nebenbei.
zweitens bewog mich meine euphorie dazu, mir selbst ein vor-neujahrs-versprechen zu geben: morgen, am mittwoch ist hier in berlin der letzte slam dieses jahr, und ich werde all meinen mut zusammennehmen und mich dort öffentlich blamieren, ich weiss nur noch nicht genau, mit welchem text, ist ja auch durchaus von der länge abhängig. meine auswahl zur zeit ist […] – ganz okay, aber wohl nicht lustig genug, keine schlusspointe oder so. [….] – wie gesagt einer meiner favourites, aber zu nahe an der szene – da kann ich es mir leicht verderben *g*, oder […] – ganz nett, aber nur nett, richtige länge. oder […], gut, aber wohl zu lang. ich werde dir mitteilen, mit welchem text ich gescheitert bin, wenn ich denn den nötigen mut hatte….
ich hoffe, dieser brief ist dir nicht zu verwirrend…wenn doch, möchte ich dies mit meinem bewußtseinszustand entschuldigen. ich freue mich jedenfalls, dass euch der schlachthof bleibt. […] deine wahl-entscheidungs-begründung finde ich durchaus gerechtfertigt, man sollte wählen generell vom wetter abhängig machen…
ich finde, du nimmst l. zu ernst, wahrscheinlich ernster, als er selbst sich nimmt. ich glaube, er provoziert einfach nur gerne, was ja auch bei dada in den 20ern und bei holländischen provos zum guten ton gehörte. wenn man ein paar zwischentöne von ihm liest, hat er teilweise recht. es ist so, als wenn er dir ein super tolles seltenes und außergewöhnliches auto verkauft, du machst das paket auf und es ist ein trabi drin. und er sagt, wenn du ihn ungläubig anstarrst: „was willst du, das ist doch außergewöhnlich!“ so ungefähr. und du fütterst ihn natürlich dadurch, wenn du sagst, er soll sich verpissen, denn das ist es, was er erwartet. denn er erwartet ja immer eine reaktion, es ist ihm egal, wie die ist, hauptsache jemand reagiert. wenn keiner reagiert, dann schreibt er halt kommentare zu seinen eigenen texten. armselig, aber verschlagen…
zu den anderen leuten kann ich nicht so viel sagen, aber so eine masse von literaten und leuten, die die [Literatur-Website] frequentieren, da sind natürlich auch idioten dabei. die berechtigte frage, die sich dabei stellt, ist ob die [Literatur-Website] als idee dabei in ihrer kreativität und in ihrem fortschritt gehemmt wird. das könnte ich mir schon gut vorstellen.
also, ich werde mich morgen den aliens im paralleluniversum stellen und versuchen, eine friedenspfeife mit ihnen zu rauchen. wenn sie das ablehnen, war es auch für mich schön, dich kennengelernt zu haben. das borg-gehirn wird durch mich dein literarisches schaffen zu würdigen wissen, wenn ich assimiliert bin.
vielleicht ist dieser brief ja schon ein anzeichen von unterschwelliger vereinnahmung durch fremde kräfte.
live long and prosper
s.
 

Datum: Fri, 20 Dec 2002 19:29:30 +0100 –>

 

Betreff:

 
Hallo M.,
du hast recht: in wahrheit bin ich ein spiegel-lesender, harald-schmidt-guckender, echt-hörender pickliger student, der heimlich konsalik liest und mein hund ist auch nur aus stoff. (bekommt man eigentlich probleme, wenn man am flughafen drogen in einem plüschtier schmuggelt und sagt „das ist ein stoffhund“?)
na ja, ganz so schlimm ist es nicht. ich habe bloß in dem moment, als ich den text geschrieben habe, gerade dieses lied gehört, und diese eine zeile finde ich ganz gelungen. es ist ja so, dass man inzwischen wirklich jeden scheiss auf cd hat, weil man es einfach brennen kann.
überhaupt bin ich der unmusikalischste mensch, den es gibt, ehrlich. und auch nicht wirklich festgelegt. musik bedeutet für mich nicht irgendwas identitätsstiftendes oder so, bis auf zwei ausnahmen. die scherben werden für mich immer das größte bleiben, was es je im deutschsprachigen musikbereich gab. na ja, und die andere band ist halt … na, so viele geheimnisse gebe ich nicht in einer mail preis :). deshalb höre ich eben auch alles quer durch die bank. vielleicht nicht echt, aber aus irgendeinem komischen grund finde ich sportfreunde stiller ganz witzig, aber auch nur das, frag mich nicht wieso, denn eigentlich kann ich nichts leiden, was aus münchen kommt.^^
ich habe ja auch nur eingeschränkten fernsehempfang, also altmodisch über hausantenne. da gibt es zum glück kein mtv oder viva, sonst würde mir wohl das musikhören komplett vergehen, viva 2 gibt’s ja nicht mehr, wie ich hörte.
es freut mich sehr, dass dir das päckchen gefallen hat! und doch, die mischa ist aus meiner privatsammlung, doch in zweihundert jahren, wenn der mischa-sammlerwert auf seinem höhepunkt ist, kannst du sie ja verkaufen und dir davon ein ticket kaufen, um mich auf dem mars im altersheim für erfolglose alt gewordene jungliteraten besuchen und vielleicht ein butterbrot mitbringen. Und vielen dank für die text-kritik. Du hast recht, wenn du sagst, dass man nicht die ganze Zeit Bestseller schreiben kann, absolut. das kann nur dieter bohlen, und ihm ist es ja zu gönnen, da er ja sonst nicht viel zu lachen hat. tut es eigentlich weh, wenn sich im kopf ein vakuum befindet? da muss man bestimmt eine ziemlich stabile schädeldecke haben, sonst kracht das ja alles ein, nach innen.
Nun gut, du siehst schon, meine verwirrung hat sich noch nicht so richtig gelegt, der wahnsinn ist noch da, doch das genie lässt auf sich warten… jedenfalls machte ich gerade den briefkasten auf, und da purzelte mir ein kleiner umschlag aus wiesbaden entgegen, was mich ebenfalls sehr erfreute. Doch liebste m., ich glaube nicht, dass dieser durchaus famose nasenwärmer auch nur annähernd für mike krüger reichen würde, mich aber stellt er komplett zufrieden. Vielen Dank! Ist der selbst angefertigt oder in einer teuren Wiesbadener Boutique gekauft, wo es Sachen gibt, die aussehen wie selbst von Hand angefertigt? Übrigens habe ich mich letztens geirrt, Kleist hat sich nicht vor 100 jahren umgebracht, sondern vor schon fast 200. ich bin nämlich gestern durch mitte geirrt, und habe ein schild an einem haus gelesen, das behauptete, das kleist dort mal gewohnt hat. ansonsten war die gegend total doof, nur riesige, protzige wilhelminische bauten, wo jetzt ministerien drin und überwachungskameras dran sind. wenn man jetzt dort wohnen müsste, wäre es kein wunder, wenn man sich im wannsee selbst ersäuft.
du fragst dich wahrscheinlich gerade, ob ich versuche, dir auszuweichen und nichts über den slam zu erzählen. vielleicht war ich ja doch zu feige?
Also, der mittwoch begann damit, dass ich mit dem hund in den grunewald gefahren bin. dort, bei bitterer kälte, konnte ich ungestört von zehlendorfer millionärsgattinen, die sonst dort ihre pudel und möpse ausführen, noch mal die texte durchgehen. ich entschied mich dann dafür, den […] text zu nehmen, denn nachdem ich auf die uhr geschaut hatte, dauerte es schon sieben minuten, ihn vorzulesen. zwei minuten toleranz allerdings konnte ich wohl abziehen, da ich auch damit zu tun hatte, k.[Hund] aus einem wildschweinrudel abzurufen.
dann bin ich zur uni gefahren, um meine 18-20 uhr veranstaltung abzusagen. der vorteil war, dass dies genau die veranstaltung ist, wo ich das referat über poetry slam gemacht habe, also sagte ich einfach, ich müsste feldforschung betreiben.
Tja, und dann war es soweit, ich stand vor der bar, und am eingang wurde ich gefragt, ob ich zu irgendwelchen ermäßigungen berechtigt wäre. ich fragte, wie es denn aussieht, wenn man vorliest, und bekam als antwort einen stempel auf und drei getränkebons in die hand. dies liess mich dann schon wieder gutgelaunt werden, denn wenigstens hat der abend nichts gekostet….
natürlich war ich wahnsinnig aufgeregt, es war auch relativ voll, was aber eher an der begrenzten platzkapazität des raumes lag. vielleicht so siebzig leute insgesamt, eine nette atmosphäre, ebenso die inneneinrichtung. kleine bühne mit standmikro, was auch noch einen wackelkontakt hatte. Dann wurden die regeln erklärt: 15 leute hatten sich gemeldet, also zwei gruppen auslosen. es waren ein paar bekannte gesichter dabei, und nur einer aus jeder gruppe kommt weiter. da war für mich klar, dass die sache gelaufen ist, aber ich war sehr froh, denn so konnte ich meinen auftritt ohne den druck, vielleicht doch noch ins finale zu kommen, genießen.
mein name wurde als vorletzter der ersten gruppe gelost, und die sechs anderen vor mir waren irgendwie ziemlich schnell fertig. also geh ich auf die bühne, der typ, der vor mir gelesen hat, war circa 1,99m gross, so dass ich mich voll strecken musste, um ans mikro zu kommen – nicht anfassen, wegen mit tape repariertem wackelkontakt. da war mir dann auch der erste lacher sicher, sozusagen.
wie ich dann gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, es gab ein paar weitere amüsierte reaktionen des publikums, und alles in allem lief es wohl ganz gut. ich habe mich ein wenig geärgert, weil ich in fahrt zu der bar in der bahn noch ein wenig am ende rumgefeilt habe, und dann beim vorlesen meine schrift nicht mehr richtig lesen konnte. der applaus war jedenfalls nicht nur aus höflichkeit, und was für mich am wichtigsten war, ich habe mich nicht unbedingt unwohl gefühlt, weil mir auch keiner das gefühl gegeben hat, dass ich an der falsche stelle war.
Tja, ich habs also getan! Nach mir kam dann ja nur noch einer in der ersten gruppe, und dann kam schon die abstimmung. die war nicht mit punkten, sondern mit applaus, was ich ein wenig schade fand, da man nichts genaues sagen kann. ich wurde nicht erster, was mir klar war, denn wie gesagt, erstens ein paar bekannte gesichter, zweitens wirklich gute poeten – sprich lyrik, und die kommt glaube ich bei solchen sachen immer besser an. ( mein eröffnungsspruch, an dem ich lange gearbeitet habe, war: „Hallo, ich habe euch zwei mitteilungen zu machen, erstens herzlichen glückwunsch, ihr seid mein allererstes publikum. zweitens, traurige nachricht, jetzt kommt prosa“). Und, ohne mich rechtfertigen zu wollen, es gibt natürlich diese bekannten slammer, die ihren fanclub dabei haben.
Nichtsdestotrotz war ich ziemlich zufrieden, hatte so circa den dritten oder vierten platz und freue mich auf die nächste veranstaltung. Allerdings habe ich den schluss nicht ganz mitbekommen, da ich am nächsten morgen (donnerstag) um 8.30 uhr an der uni sein musste (jetzt rate mal, wozu! unisport – tennis- anfängergruppe, und zwar nur, damit du ein weiteres häkchen auf deiner „irgendwie ist dieser typ ganz schön komsich“ liste machen kannst…)
also, ein gelungener abend für mich, es war ein gutes gefühl, da oben zu stehen, es wird nicht das letzte mal gewesen sein, denke ich. Vielen dank auch noch mal an dich, dass du mich dazu ermutigt hast.
Deine e-mail signatur ist auch voll lustig, ich habe erst gelesen „rheinland-hessen“ und dachte, irgendwie kenn ich das doch anders, was haben die denn mit der pfalz gemacht, hat ein bewaffnetes guerillakommando unter der führung von helmut kohl die pfalz gestürmt und zur „freien saumagenrepublik“ ausgerufen?
würde sich denn die buchung lohnen?

also, viele grüße nach wiesbaden, lass dich nicht ärgern und viel glück beim überstehen der weihnachtstage, viele grüße auch an den rest der dreierbande!

bis denne
s.