Nicht der Rede wert

11.07.10

Das ist also jetzt die midlife crisis,
oder wie?

Da frage ich mich bloss,
wo denn bitteschön das Leben
dazu sein soll?!

Das was das da angeblich
zur Hälfte rum ist,
war ja nun wirklich
nicht der Rede wert.

Ankommen

20.08.15

Dort entlang, wo es einst heimwärts ging,
tagsüber ein paar Mal,
doch noch viel öfter nachts.

Immer geradeaus, ist nunmal
die schnellste Strecke, nein:
die kürzeste.

Baustellen pflastern den Weg, überall
und immer wieder woanders.
Kaum ein Durchkommen.

Das Stückchen, was mal Prachtmeile werden sollte,
ist nichts als Kulisse mit Statisten in Uniformen
und im Kreis radelnden Stammtischen.

Vorbei zum Glück spätestens nach dem Nadelöhr
Oranienburger Tor. Das Tacheles, wie alles hier,
sah bessere, aufregendere Tage. Tristesse.

Kaum wechselt die Strasse zum zweiten Mal den Namen,
Quietschen die Reifen der Streifenwagen,
Und die viel breiteren ihrer Counterparts.

Kurz vor dem Ziel schallt eine kräftige Stimme über die Kreuzung:
“Kann es sein, dass sie gerade eine kritische Bemerkung mir gegenüber machten?”
Nochmal kräftig in die Pedale treten und um die Kurve,
bevor er die Knarre rausholt.

 

 

Nil nisi bene

Anfang Oktober, kaum Spätsommer, dafür Schmuddelherbst zur Genüge.

Keine Ahnung, was die auf diesen ganzen Baustellen genau machen, aber in den letzten Nächten, immer wenn ich die Friedrichstrasse entlang fuhr, zurück in den Wedding, hatte ich den Geruch des stinkenden Schlamms vom Toten Meer in der Nase. Vielleicht war es aber auch nur die Sehnsucht, oder die Vorfreude.

Die Hinwege fallen gerade meist leichter, was nicht allein daran liegt, dass es Richtung alte Heimat geht: Am Ufer entlang, kurz bevor die Sonne untergeht, immer noch einen Blick über die Schulter werfen, auf das Abendrot über den letzten Ruinen an der anderen Seite des Ufers. Hauptsächlich sind es aber wirklich die Menschen, wegen denen ich den Weg gerne auf mich nehme, erstaunlicherweise. Vielleicht sogar ein spezieller Mensch.

Immer wieder Überraschungen & neue Welten: Erst tauchte auf der rasanten Abfahrt, genau dort, wo es scharf & eng um die Ecke geht, kurz vor dem Anstieg zum Schiffbauerdamm, wie aus einem Zeitloch gesprungen ein Hochradfahrer auf. Knapp zweieinhalb Meter über dem Boden sitzend, komplett in Frack und Zylinder.

Das Highlight später am Abend wartete dann in dem (sowieso schon spektakulären) blinkenden Merchkoffer der Schweizer Surfband: Eine Art Fanzine, so sagen sie, aber eigentlich ist es ein großartiger kleiner Fotoband über die Punkszene in Indonesien. Wo sie Inseln besetzen, um Konzerte zu feiern, als ob es kein Morgen gäbe. Wobei das Heft angenehm an das Gestern erinnert, an die Little Mags, an die Zeit, als mich das noch viel mehr beschäftigte, als ich dafür zur Minipressenmesse fuhr und mir von Hadayatullah Hübsch ebendiese Welt erklären liess.

Jetzt also ein Neuanfang, das kann man wohl inzwischen so sagen, da gibt es kein Drumherum mehr. War natürlich nicht so geplant & schon gar nicht abzusehen, aber das ist bei Neuanfängen ja ein Allgemeinplatz. Trotzdem schön.

Ganz im Gegensatz zu einem anderen Kapitel, was sich geschlossen hat, leider endgültig. Viel zu selten war ich in den letzten Wochen, sogar Monaten dort, und daran war nicht nur die Sommerpause schuld. Sondern auch der Neuanfang, zugegeben. Da hilft es jetzt auch nichts mehr, sich wieder öfter an diesem Tresen blicken lassen zu wollen: Udo wird nie wieder dahinter stehen. Was ziemlich beschissen ist.

Auf diesen faulen Zauber hätte ich gut verzichten können, Anfang hin oder her.

November

24.11.14

Keine Lust haben.
Auf Nichts.
Kapitulieren.
Vor Allem.

Hauptsächlich liegen.
Schlecht schlafen;
zu unmöglichen Zeiten.

Nicht gerade förderlich,
wenn eine halbe Stunde
nach dem Aufwachen
die Sonne untergeht.

Der Regen und das Grau
bleiben.

Nichts mehr wollen,
nichts mehr hoffen.
Doch: Das Ende.

Doch das Ende sieht noch
einen schwachen Funken
glimmen
(sein Name sei Angst)
und hält sich zurück.
Noch.