Ein Stöckchen

Bisher sind diese Stöckchen ja immer an mir vorbei gegangen. Aber jetzt wirft mir tikerscherk eins zu. Und ihr kann ich das nicht abschlagen. Nun denn:

1.Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Oder wünschst du es dir? Warum?

Absolut nicht. Also glauben. Wünschen wohl schon manchmal, rein aus Neugier.

2. Was verbindest du mit dem Wort „Heimat“?

Puh. Zuerst Kindheit. Da könnte ich ein Buch drüber schreiben. Wollte ich auch mal, das sollte allerdings „Heimaten“ heissen. Ich hab da nämlich ein paar von, was eigentlich ganz gut ist. Patchwork-Heimaten sozusagen. Kann ich generell empfehlen, wenn man die ei(ge)ne beginnt, zu ernst zu nehmen.

3. Wenn du noch einmal anfangen könntest, welche Entscheidung würdest du rückgängig machen oder anders treffen?

Sehr viele. Die meisten davon aber auch wieder einfach nur aus Neugier. Hätte ich andere Entscheidungen treffen sollen, bereue ich welche? Klar. Ich habe  bestimmte Menschen verletzt und mit anderen zu wenig Zeit verbracht. Und hätte mit dem Hund das eine mal viel früher zu dem anderen Arzt gehen sollen.

4.Wie würdest du diesen Satz beenden: Pädophile sollten…

… zur Charité gehen, da gibt es ein Projekt. Und ansonsten von der Gesellschaft als das betrachtet werden, was sie sind: Menschen mit einer abweichenden Sexualität, die ausgelebt anderen Menschen ungeheuer schadet. Ich halte wenig von der medialen Behandlung des Themas, aber ich verstehe durchaus den Mechanismus dahinter. Es braucht „Monster“, auf die gezeigt werden kann. Wäre ja auch nicht spektakulär, und nicht mehr so „fremd“, wenn sachliche Aufklärung verbreitet werden würde. Nicht zu vergessen, dass viel zu oft Machtausübung, Frustration oder andere „Abartigkeiten“ Ursache von Missbrauch und Misshandlungen sind. Ich kann aber gut nachvollziehen, wenn Betroffene oder Menschen aus deren Umfeld auf diese Frage „Eier abschneiden und aufhängen“ antworten. Nur dass „die Medien“ eben keine Betroffenen sind.

5. Und diesen: Sigmar Gabriel sollte..

…die Fresse halten.

6. Und zuletzt: Alice Schwarzer sollte…

…auch die Fresse halten.
7. Wenn du an einen Toten denkst, welche seiner Wünsche erscheinen dir wichtiger: die Erfüllten oder die Unerfüllten (angelehnt an Max Frisch)

Hm. Was ist wichtig? (angelehnt an Selig…) Ausserdem: Auch erfüllte waren mal unerfüllt. Werden also Wünsche durch ihre Erfüllung wichtiger oder unwichtiger… Ich glaube, das kommt wirklich ganz auf den Wunsch an. Erfüllte Wünsche können dich glücklich sterben lassen, unerfüllte am Leben halten, eventuell unglücklich. Schwierig.

8. Stimmt der Satz: Jeder ist seines Glückes Schmied?

Absolut nicht. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Einflüsse, die wir nicht in der Hand haben, sind viel wirkmächtiger. Das passt uns nur nicht, weshalb wir uns selbst die verrücktesten Sachen vormachen. Oder unser Gehirn.

9. Was bedeutet für dich Gerechtigkeit?

Eine Utopie, die nie erreicht werden kann, ohne die es aber nicht geht. Wenn jeder wirklich nach seiner Facon glücklich werden kann.

10. Wie beurteilst du die Rolle der Kirche in unserer Gesellschaft? Und wie die der Gewerkschaften?

Ich wünschte, wir bräuchten sie nicht, beide. „Die Kirche“ geht mir gewaltig auf den Senkel, da bin ich radikaler Laizist. Helfen sie Armen und Bedüftigen? Klar. Dafür sollte es aber keine Kirche brauchen. (Sowohl die Menschen als auch die Mittel sind ja da). Und es wiegt ausserdem nicht den Riesenhaufen Mist auf, den sie machen.

Bei den Gewerkschaften sieht das ähnlich aus: Ihr Heiligstes ist das Lohnarbeitsverhältnis. Und solange sie um dieses Kalb rumtanzen, stehe ich weiter am Rande. Sicher waren sie historisch wichtig, sicher gibt es kluge Köpfe in ihren Reihen, sicher bieten sie für einige davon eine gewisse Nische mit Artenschutz. Und trotz häufigen Einknickens wären wir ohne sie schlechter dran – trotzdem, ich hatte das grade schon bei Charlie geschrieben: Sie sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Systems bzw. Problems.

11. Wenn du ein Buch wärest, was für ein Buch wärest du dann?

Ein staubiges, zerfleddertes, das in der Ecke eines verlassenen Treppenflures liegt. Mit sieben Siegeln.

[Muss ich das jetzt weiterschmeissen oder darf ich das untätig behalten? Wo ist überhaupt das Stöckchen-Regelbuch versteckt? Wieso heisst das Stöckchen? Weil das Blog von log kommt? Hat unser Maat schief geladen? Fragen über Fragen…]

4 Replies to “Ein Stöckchen”

  1. Interessante Antworten.
    Was mich interessaiert ist: was macht die Kirche (heute), das dich stört?
    Wie definierst du Gerechtigkeit? Jeder das Gleiche? Jeder was er eingezahlt hat? Jeder was er braucht?
    Zu deinen Heimaten möchte ich noch viel mehr lesen (der Tex, in dem du darüber geschrieben hast war sehr lesenswert.)
    Regeln für´s Stöckchen: gib es weiter, wenn du magst, an wen du magst, und denke dir dafür 11 neue Fragen aus (wenn dir das zuviel ist, reich diese einfach weiter).

    1. Nun gut, kann ich die sich ankündigende Schreibpause (ist das eigentlich ansteckend?) mit einer ausführlichen Antwort übertünchen:
      Die Kirche – am Meisten stört mich wohl, dass sie so früh auf Kinder losgelassen wird. Und das hat jetzt (erst mal) gar nix mit den Missbrauchsfällen zu tun. In Anlehnung an Dawkins (den ich in Manchem auch eher kritisch sehe) finde ich es unsinnig, von christlichen, muslimischen etc. Kindern zu sprechen. Wer mit erwachsenem Verstand einen Gott anbeten möchte und sich dessen Regeln unterwirft, bitteschön. Aber leicht indoktrinierbaren Kindern auch noch in der Schule (oder vorher in kirchlichen Kindergärten) diesen Kram vorzusetzen, das regt mich auf.
      Dazu kommt der Einfluss in allen möglichen und unmöglichen gesellschaftlichen und politischen Bereichen, von Fernsehräten bis zum Bundestag. Wenn die Kirche sich und ihre Lehre ernst nehmen würde (und der Argentinier scheint das ja zumindest ansatzweise zu tun), muss sie dogmatisch sein. Das kann gut sein, im Falle der Sorge um Bedürftige (was als Paradebeispiel ja gern herangezogen wird; aber wer das aus religiösen Gründen tut, tut er es dann nicht aus Gottgefälligkeit und Sorge um sein eigenes Seelenheil, der alte Egoist?), kann aber auch schlecht sein, im Falle der Ablehnung von Verhütung, Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch etc.
      Zur Gerechtigkeit: Von deinen drei Auswahlmöglichkeiten würde ich „jeder was er braucht“ nehmen. Ich zum Beispiel bräuchte keinen Ferrari oder keine Yacht, und selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich sie nicht wählen. Da bleibt also schon mal ein Ferrari und eine Yacht für jemanden, der meint, nicht ohne sie auszukommen. Ich hänge da wirklich ein wenig der Trekkie-Utopie an, in der sich über rückständige Zivilisationen gewundert wird, die noch über Geld und Profitstreben verfügen. Aber wie ich schrieb: erreichbar ist Gerechtigkeit wohl nie, und ihre Perversion zur Chancengerechtigkeit lass ich einfach mal links liegen.
      Die Texte, auf die du so neugierig bist, werden kommen. Irgendwann. Das Stöckchen werd ich mal hier in die Vitrine stellen und nicht weiterschmeissen, dafür bin ich einerseits zu schüchtern und misanthropisch, und andererseits würde ich es eh nur im Kreis werfen, sozusagen.
      Dein Eingangszitat zum heutigen Beitrag hat mich sehr gefreut, es ist mein liebstes von Vonnegut. Grad vor kurzem erinnerte mich der Text hier daran, dass auf meinen Bücherstapel, der noch gelesen werden will, auf alle Fälle mehr Vonnegut gehört.

  2. Danke für den Nachtrag!
    Unbedingt mehr über Heimat, und unbedingt mehr Vonnegut!
    Schreibpause ansteckend? Wieso fragst Du?
    Ich glaube ich mache einfach mit meinen Stories weiter und tue, als würde die Welt sich für immer weiter drehen. Vielleicht stimmt das sogar.

    (Bist seit ein paar Tagen auch endlich in meiner Blogroll- das nur nebenbei)

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