Gestern wurde der neue Mietspiegel für Berlin vorgestellt, nachdem am 11. Mai der Berliner Mietspiegel an sich vom Amtsgericht Charlottenburg als unwissenschaftlich abgekanzelt & gekippt wurde. Passt alles sehr gut zusammen, vor allem, wenn man bedenkt, dass zum 01.06. die Mietpreisbremse in Kraft treten sollte – die sich wiederum nach dem Mietspiegel richtet. Aber hey – gesetzliche Vorgaben und der Mietmarkt in Berlin, das ist sowieso eher so eine lockere on-off-Beziehung, typisch Metropole halt.
Energieausweise zum Beispiel sollte inzwischen auch jeder Vermieter vorweisen, ansonsten, so hörte ich gestern nebenbei, können Strafen bis zu 15.000 Euro verhängt werden. Nun, ich sehe derzeit immer wieder Anzeigen, in denen kein Energieausweis vorhanden (oder derzeit noch in Bearbeitung) ist.
Zusammen mit der Mietpreisbremse soll auch das sogenannte Bestellerprinzip eingeführt werden – Maklerprovisionen dürfen dann nicht mehr auf die zukünftigen Mieter abgewälzt werden. Theoretisch. In einigen Anzeigen kann man jetzt schon unter der Rubrik „Provision“ lesen, sinngemäß: Hierbei handelt es sich nicht um eine Provision, sondern um eine Bearbeitungsgebühr, die bei Abschluss des Vertrages vom Mieter zu entrichten ist.
Der frisch der Öffentlichkeit vorgestellte Mietspiegel geht übrigens von einem Durchschnittswert von 5,84 Euro/qm aus. Durchschnitt heisst ja, die Hälfte ist teurer und die andere Hälfte billiger. So ganz grob. Ich persönlich habe bisher kaum Wohnungen unter 10 Euro/qm gefunden. Ein paar waren dabei, doch, sicherlich. Erdgeschoss Vorderhaus Seestrasse, da kann man Glück haben und mit 7-8 Euro davonkommen. Staffelmiete meistens.
Und nirgends und niemals sind es unter 20 Leute: Dienstag morgens um 8: 20+. Sonntag morgen um 9, gegenüber dem RAW: 30 Leute. Nur kein Makler, was auch die Vormieterin wunderte.
Das versammelte Potpourri ist auch fast immer gleich: Geschniegelte Anzug- oder Kostümträgerinnen, die von allen anderen zuerst für die Makler gehalten werden, bevor sie sich brav schweigend in die Wartemasse stellen. Bärtig-tätowierte Hipster mit müden Gesichtern und plattgelegenen Haaren, englisch, spanisch oder italienisch parlierend. Frischgebackene Studenten mit Mama, Papa und Bürgschaft an der Hand. Berliner Ureinwohner mit Migrationshintergrund, die von sechsmonatiger, trotz Bürgen und dicker Kohle auf dem Konto erfolgloser Wohnungssuche berichten. Und alle checken sich gegenseitig ab, wer wohl rein sozialdarwinistisch auf welcher Stufe steht. Ganz selten sind auch Geflüchtete in Begleitung dabei. Ein Wahnsinnsspass. Nur falls sich wer fragt, warum es hier so still war. Für Depressionen, Texte schreiben oder die Fantasie schweifen lassen ist gerade keine Zeit. Was erstere nicht immer einsehen.